Eine Mischkultur mit Erdbeeren ist nicht ganz so einfach zu realisieren, wie Mischkulturen mit einjährigen Gemüsesorten. Trotzdem gibt es Mittel und Wege, eine Mischkultur auch mit Erdbeeren umzusetzen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was aus Sicht der Mischkultur-Pionierinnen und aus Sicht der Permakultur dazu zu sagen ist.
Inhaltsverzeichnis
Mischkultur mit Erdbeeren bei Gertrud Franck
Gertrud Franck, eine der ersten Mischkultur Pionierinnen hat ein Mischkultursystem entwickelt, das auf dem Anbau von Reihen basiert. Die Gemüsekulturen werden also in Reihen (auch mit Pflanzenpartnern) gepflanzt und dann jedes Jahr rotiert. Mehr zu dem Reihensystem erfahren Sie hier.
Tipp 1: Erdbeeren im Reihensystem
Jetzt ist es natürlich schwierig, Erdbeeren rotieren zu lassen, denn Erdbeeren stehen bekanntlich mehrere Jahre am selben Platz. Das bedeutet, dass sich die Erdbeeren nicht wirklich in das Reihensystem nach Gertrud Franck integrieren lassen.
Trotzdem hatten Erdbeeren einen festen Platz in Francks Garten! Diese stehen auf einem dafür extra angelegten Beet, abseits der Reihenkulturen und werden zusammen mit Zwiebelgewächsen gepflanzt.1 Gertrud Franck nutzt häufig Lauch in Kombination mit einer Bodendeckung aus Senf. Sie können aber ebenso, wie es vielfach empfohlen wird Knoblauch zu den Erdbeeren dazu setzen. Die Zwiebelgewächse dienen den Erdbeeren dabei als Schutz vor zuviel Sonne, da Erdbeeren von ihrem normalen Lebensraum her eigentlich Waldpflanzen sind und die Funktion eines Bodendeckers einnehmen.
Wichtig ist, dass das Beet aus der Beetrotation herausgenommen wird – wenn die Erdbeerpflanzen keinen Ertrag mehr bringen sollte das Beet ein Jahr mit Gründüngung bepflanzt und mit Kompost, Steinmehl und Algenkalk gedüngt werden. Danach sollte das Beet für einige Jahre in die normale Gemüse-Fruchtfolge aufgenommen werden.
Tipp 2: Erdbeeren richtig Düngen & Mulchen
Wichtig ist auch, dass Erdbeeren als Waldpflanzen immer auf einem gemulchten Boden gedeihen. Denn was gibt es im Wald immer zur Genüge ? Mulch ! Egal ob Nadeln oder Laub, Waldboden ist immer bedeckt. Dies sollten Sie in Ihrem Erdbeerbeet natürlich auch machen.
Eine zweite Konstante im Wald ist Dünger. Durch die vielen Wildtiere, ob Vögel oder Rotwild wird immer wieder Dünger in den Wald eingebracht. Es sind natürlich keine Riesen Mengen, man darf sich keine Kolonne an Schweinen vorstellen die täglich jeden Teil des Waldes düngt.
Aber punktuell gibt es immer wieder Dung-Eintrag, der sich natürlich auch verteilt. Durch Pilze, Insekten und Niederschlag. Hinzu kommen natürlich die Nährstoffe aus sterbenden Bäumen und auch Tieren, die ebenfalls durch Insekten und Pilze abgebaut werden. So ergibt sich ein Gesamtgefüge mit genügend Nährstoffen für die vielen Pflanzen.
Deshalb benötigt auch die Erdbeere als standorttreue Waldpflanze ab und an ein bisschen Dünger und zwar am besten in Form von gut abgereiftem Kompost
Mischkultur mit Erdbeeren bei Schwester Christa
Schwester Christa nutzt anstatt des Reihensystems erprobte Beetkulturen, die als Vorlagen in ihrem Buch zu finden sind (Affiliate-Link / Werbung). Leider gibt es in ihrem Buch keine fertigen Beetvorlagen zu Erdbeeren, vermutlich weil sie ebenso wie bei Gertrud Franck abseits stehen müssen.
Tipp 3: Positive und Negative Partner in der Mischkultur mit Erdbeeren
Positive Partner
- Erdbeeren & Gartenkresse
- Erdbeeren & Knoblauch (Schützt Erdbeeren vor Milben und Pilzkrankheiten)
- Erdbeeren & Petersilie
- Erdbeeren & Pfefferminze
- Erdbeeren & Buschbohnen
- Erdbeeren & Kohlrabi
- Erdbeeren & Lauch / Porree
- Erdbeeren & Radiesschen, Rettich
- Erdbeeren & Spinat
- Erdbeeren & Senf2
Negative Partner
Tatsächlich finden sich in den relevanten Mischkulturbüchern keine Negativen Partner für die Erdbeere. Aus meiner Sicht würde ich von zu hohen Pflanzen abraten, die den Erdbeeren das Licht klauen. Denn trotz ihrer Herkunft als Waldpflanze sind Zuchterdbeeren schon auf Sonnenlicht angewiesen, um ihre schmackhaft süßen Früchte zu produzieren.
Mischkultur mit Erdbeeren bei Natalie Faßmann
Natalie Faßmann ist Gartenbau-Ingenieurin und kann das ganze Thema deshalb aus einer etwas wissenschaftlicheren Sicht betrachten und erklären. In Ihrem Buch “Auf Gute Nachbarschaft!” (Affiliate-Link / Werbung) hat sie viele der bekannten Pflanzenpartnerschaften einer genaueren Untersuchung unterzogen und dabei auch widersprüchliche Angaben aus der Erfahrung vieler Gärtnerinnen und Gärtner zusammengetragen.
Tipp 4: Häufige Krankheiten bei Erdbeeren
MIschkulturen werden oft gepflanzt, um Krankheiten fernzuhalten. Da ist es gut zu wissen, welche Krankheiten man überhaupt versucht zu vermeiden, damit es nicht doch zu einem Ausbruch kommt.
Bei den Erdbeeren kommt es am häufigsten zur Wurzelfäule, genauer zur Roten Wurzelfäule (Phytophtora fragariae) und der Lederbeerenfäule (Phytophtora cactorum), welche durch Pilze verursacht werden. Bei den betroffenen Pflanzen kommt es zur Braunfärbung an den Wurzeln und zum Abwelken der Blätter. Noch unreife Früchte verfärben sich ebenfalls braun. Bald reifende Früchte verfärben sich weißlich oder violett. Anhand dieser Merkmale kann man die Krankheit gut erkennen.
Wichtig ist, bald zu reagieren und die Pflanzen aus dem Beet auszugraben. Die Pilzsporen können bis zu 15 Jahre im Boden bleiben3, weshalb auf einen anderen Anbau gesetzt werden sollte. Neue Erdbeerpflanzen sollten an einem anderen Ort und dann eben in Mischkultur mit Knoblauch oder Lauch angebaut werden.
Tipp 5: Knoblauch und Endivien Mischkultur mit Erdbeeren
Als passende Dreierkombination empfiehlt Faßmann dann auch noch eine Mischkultur mit Erdbeeren bestehend aus Erdbeeren, Knoblauch und Endiviensalat.
Bei dieser Kombination werden ab Juli zwischen den Erdbeer-Knoblauch-Reihen vorgezogene Endiviensalate in einem Abstand von 20 cm gepflanzt. Die Erdbeer-Knoblauch Reihen bestehen aus abwechselnd mit einem Abstand von 30cm zueinander in Reihe gepflanzt. Der Knoblauch wird erst im August gepflanzt, sodass als Vorkultur auch noch eine Horstsaat mit Buschbohnen und Bohnenkraut in Frage kommt.4
Als Alternativen zum Endiviensalat können auch Feldsalat oder Winterlauch gesät werden. Vor der Pflanzzeit der Endivien können auch Frühsalate ausgesät werden.
Erdbeeren aus Sicht der Permakultur
Aus Sicht der Permakultur sind mehrjährige Arten aufgrund des geringen wiederkehrenden Energieaufwands im Vergleich zu Einjährigen immer zu bevorzugen5. Deshalb sind auch Erdbeeren natürlich eine gute Möglichkeit um Kalorien aus mehrjährigen Pflanzen zu bekommen. Allerdings würden manche erfahrenere Permakulturisten sagen, dass Obststräuche doch noch einmal eine Stufe besser sind, weil sie deutlich länger tragen und weniger anfällig sind, als Erdbeeren.
Trotzdem haben Erdbeeren auch in mehrjährigen Ertragssystemen ihren Platz und das vor allem in Waldgärten.
Tipp 6: Erdbeeren im Waldgarten
Ein Waldgarten ist eine Zusammenstellung von vorwiegend mehrjährigen Pflanzen, die einem niedrigen Wald im frühen Sukzessionsstadium ähnelt. Man kann es sich also nicht als Wald vorstellen, sondern eher als Waldrand, wo noch viel Licht vorhanden ist. Mehr über Waldgärten lesen Sie hier.
In Waldgärten können Erdbeeren sehr gut zum Einsatz kommen, um die Funktion der Bodendeckung zu erfüllen. Es wird nämlich versucht die Funktionen des Waldes nachzuahmen und dazu gehört natürlich auch eine dauerhafte Bedeckung. Um jetzt im Waldgarten eine gewisse Vielfalt hinzubekommen kann man sowohl in einer zeitlichen Vielfalt denken als auch in einer Vielfalt von Sorten.
Ein Beispiel:
Ich möchte einen Kirschbaum als Teil eines Verbundes von mehreren Obstbaum-Gemeinschaften der später den Waldgarten bildet mit Erdbeeren unterpflanzen.
- Im frühen Stadium kommt noch viel Licht auf den Boden. In diesem Stadium kann ich sehr gut Kulturerdbeeren zusammen mit Lauch um den Kirschbaum herum anpflanzen
- Je mehr der Baum seine Krone bildet, desto weniger Licht kommt unten an. Die Kulturerdbeeren werden wahrscheinlich überleben, aber kaum noch Erträge bringen.
- Jetzt werden schattentolerantere Erdbeeren gefragt, z. B.
- Fragaria vesca (Wald-Erdbeere)
- Rubus tricolor (Chinesische Brombeere, eher einer Erdbeere ähnlich)
- Rubus nepalensis (Nepalesische Himbeere, ebenfalls eher einer Erdbeere ähnlich)
- Diese Pflanzen sind alle sehr gute Bodendecker und bilden schmackhafte, aber eben kleinere Früchte.
Titelbild: Pixelmixel / stock.adobe.com
- Gesunder Garten durch Mischkultur (Affiliate-Link / Werbung). Abschnitt Zwiebelgewächse im Mischkulturanbau. ↩︎
- Schwester Christas Mischkultur, Seite 145 ↩︎
- Auf Gute Nachbarschaft! Mischkultur im Garten. ↩︎
- Auf Gute Nachbarschaft! Mischkultur im Garten. Abschnitt “Partner im Duett” ↩︎
- Permaculture One: A Perennial Agriculture for Human Settlements. Bill Mollison, David Holmgren 1981. ↩︎