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Permakultur Garten – Selbst Gestalten oder Planen Lassen?

In diesem Beitrag möchte ich auf das Thema Permakultur Garten eingehen. Permakultur kann man auch auf landwirtschaftlichen Flächen durchführen, aber für viele ist der eigene Permakultur Garten ein kleiner Traum. Nach meiner Erfahrung ist eine eigene Planung für Neuanfänger recht aufwändig und komplex. Das hängt damit zusammen, dass so viele Umweltfaktoren mit einbezogen werden müssen und den meisten auch die Erfahrung fehlt. Ich möchte deshalb hier darauf eingehen, warum eine Planung von einem Permakultur Designer oft die bessere Wahl ist.

Was gehört in einen Permakultur Garten?

Oft stellt sich die Frage nach den klassischen Permakultur-Elementen für den Garten. Schnell werden Kräuterspirale, Teich oder Hügelbeet genannt, dabei macht das eine Permakultur nicht unbedingt aus. Jedes dieser Elemente hat einen ganz bestimmten Zweck, der im Gesamtkontext Sinn ergeben muss.

Beispiel Hügelbeet: Ich habe bei Josef Holzer, dessen Vater das Hügelbeet erfunden hat gelernt, dass ein Hügelbeet dafür gedacht ist, größere Mengen organischen Materials zu verkompostieren. Viele wollen im Hügelbeet aber einfach nur anbauen und die vertikale Ebene mit nutzen. Aber ist das eigentlich das beste Element dafür? Hügelbeete verursachen recht viel Arbeit, denn sie müssen immer wieder in Form gebracht werden – durch die Kompostierung setzen sie sich nämlich und durch Wind und Regen tendiert die Erde an den Seiten dazu auf den Boden zu fallen. Deshalb wäre ein Hochbeet aus meiner Sicht für viele ein viel geeigneteres Element.

Permakultur Garten Hügelbeet
So haben wir das Hügelbeet auf dem Krameterhof aufgeschichtet.

Hier haben wir schon den ersten Punkt: Nicht jedes Permakultur Element gehört in jeden Permakultur Garten. Es kommt eben ganz auf den Garten aber auch letztlich auf dich, also den Bewirtschafter an: Wie viel Zeit hast du? Welche Fähigkeiten und Werkzeuge hast du zuhause? Was möchtest du anbauen und was passt zu deinem Lebensstil und zu dem deiner Familie? Das sind alles Fragen die mich bei einem Kundeninterview leiten.

Aus den Ergebnissen dieses Interviews und den Beobachtungen des Gartens wird dann die Auswahl der passenden Elemente. Dabei kannst du dir sicher sein, dass der Permakultur Designer die richtige Auswahl an Elementen findet, denn er (oder sie 🙂 ) hat die Erfahrung um sagen zu können welche Elemente für dein nachhaltiges, resilientes Gartensystem am meisten Sinn ergeben. Und wählt sie auch so aus, dass du tatsächlich die Zeit hast sie auch zu bewirtschaften.

Das sind ganz ganz wichtige Aspekte. Wenn dein Permakultur Garten nachher so überkomplex ist oder du gar keine Zeit hast oder die Elemente am Ende nicht zusammenpassen – dann ist es am Ende kein realistisches System, das lange bewirtschaftet werden wird. Und wenn die Elemente am Ende nur mehr oder minder der Vollständigkeit aneinander gereiht werden (“Ein Permakultur Garten braucht doch eine Kräuterspirale”) dann passt die Verknüpfung der Kreisläufe am Ende nicht und der eigentliche Gedanke dahinter wird verfehlt.

Pflanzen für den Permakultur Garten

Auch hier stellt sich die gleiche Frage: Welche Pflanzen passen zu dir und deinem System?

Manche Gärten werden eher einen Fokus auf Bäumen und mehrjährigen Stauden haben und andere werden einen größeren Fokus auf Gemüsekulturen haben. Es kommt eben ganz darauf an:

  • Was du anbauen und ernten möchtest (Obst und Nüsse oder Gemüse und Kräuter?)
  • Was deine Ziele im Garten sind (Pflegeleicht und wartungsarm oder intensiv und ertragreich?)
  • Was deine Vorstellung eines schönen Gartens ist (Bauerngarten oder Waldgarten?)

Natürlich sind das keine festen “Entweder Oders”. Es gibt immer Möglichkeiten Mischungen zu schaffen es muss nicht zu 100% das eine oder das andere sein. Aber ich wollte dir damit einfach mal aufzeigen was die Richtungen sein können in die man mit einem Permakultur Garten gehen kann.

Als nächstes möchte ich dir einmal zwei Beispielplanungen zeigen und beschreiben wie die Unterschiede waren:

Beispiel 1: Permakultur Garten mit vielen Bäumen

Permakultur Garten Beispiel 1
Permakultur Garten mit vielen bereits vorhandenen Bäumen die mit Unterpflanzungen ergänzt wurden

Bei diesem Garten handelt es sich um einen recht schmalen Garten direkt hinter einem Reihenhaus. Die Kundin hatte bereits mehrere Bäume gepflanzt und wollte eine professionelle Beratung, um ihre Planung zu vervollständigen. Nach einem Kundeninterview wurde zum Beispiel deutlich, dass sie viel Wert auf ihre bisherigen eigenen Pflanzungen legte. Deshalb war meine Aufgabe die vorhandenen Baumpflanzungen (die alle noch recht jung waren) mit sinnvollen Stauden und Sträuchern zu unterpflanzen.

Anhand der Pflanzenliste kannst du sehen, dass wir ziemlich viele Sträucher, Stauden und Bäume in dem recht kleinen Garten integriert haben. Da der Garten Südausrichtung hat, war der Kundin aber auch der Schatten wichtig, die die Bäume später werfen werden. Außerdem wurde auf eine größtmögliche Essbarkeit der Pflanzen geachtet. Der Garten wird in der Ertragsphase eine große Anzahl an essbaren mehrjährigen Früchten liefern. Darunter sind Mandeln, Äpfel, Mirabellen, Honigbeere, Schwarze Johanisbeere, Heidelbeere und viele mehr.

An der Wand haben wir dann noch Rankhilfen angebracht an denen dann noch frostharte Bayern-Kiwi und Wein hochranken werden.

Ansonsten haben in dem Garten nur noch ein kleines Hochbeet, zwei Wassertonnen, ein Komposthaufen und ein kleines Gartenhaus Platz gefunden.

Beispiel 2: Permakultur Garten als Bauerngarten mit Gemüsebeeten und mehrjährigen Stauden

Permakultur Garten Beispiel 2

Dieser Permakultur Garten wurde auf Wunsch des Kunden bewusst im Maßstab 1:100 gehalten, um die Messbarkeit der Strecken zu erleichtern. Aus diesem Grund ist das zugrundeliegende Luftbild nicht ganz in den Ausschnitt eingepasst, der für ein DIN A3-Format konzipiert ist.

In diesem Garten wurde ein größerer Wert auf Gemüsebeete gelegt. Insgesamt finden sich 7 Gemüsebeete mit einer Beetbreite von jeweils 1,2 Meter im Garten. Perfekt für die Beetmischkultur nach Schwester Christa Weinrich. Hinzu bekam der Kunde natürlich fertig geplante Beetvorlagen mit passenden Mischkulturen für die Beete.

Zusätzlich zu den Beeten gibt es drei Spaliere mit Johannisbeeren (ja, man kann Johanisbeeren am Spalier anbauen). Das spart später Arbeit bei Pflege und Ernte. Für die Wege hat man sich für arbeitssparsame Holzhäckselwege entschieden, die einmal pro Jahr mit neuen Holzhäckseln aufgefüllt werden.

Zusätzlich zum Gemüse und den Beeren findet sich noch eine schwachwüchsige Kornelkirsche und einige mehrjährige Stauden und Bodendecker im Garten. Darunter der mehrjährige Meerkohl, Artischocken, Gemeiner Schneeball, Weißklee und Waldsteinie sowie Teppich Schleierkraut.

In diesem Garten war der Fokus wesentlich stärker auf dem Gemüseanbau für eine Kleinfamilie mit nicht so viel Zeit. Die Kunden haben die Umsetzung größtenteils selbst übernommen, was auch gut funktioniert hat.

Zwischenfazit: Jeder Garten ist anders!

Das klingt vielleicht offensichtlich. Aber wenn es so offensichtlich ist frage ich mich wie viele auf die Idee kommen können, dass ausgerechnet in ihrem Garten eine Kräuterspirale oder ein Hügelbeet stehen muss.

Einen Permakultur Garten zu Gestalten bedeutet, sich mit den eigenen Bedürfnissen und denen des Gartens sehr genau auseinanderzusetzen. Und das braucht Zeit, vor allem für Menschen die noch wenig Erfahrung haben. Nicht umsonst dauert der Permakultur-Design Kurs 72 Unterrichtsstunden (und kostet in Deutschland in der Regel deshalb 1.500€). Wenn du dir die Zeit und das Geld sparen willst, kannst du mit dem gleichen Geld auch einen Permakultur-Designer beauftragen und du profitierst von mehr Erfahrung, die du im Permakultur-Design-Kurs nicht so schnell sammeln kannst.

Allerdings will ich hier auch niemanden entmutigen. Wenn du dich ernsthaft mit Permakultur Gestaltung beschäftigen möchtest, dann will ich dich nicht davon abhalten. Es ist seine sehr schöne und erfüllende Tätigkeit.

Umweltfaktoren im Permakultur Garten

Zusätzlich zu den Überlegungen zu Permakultur Elementen und Pflanzen im Garten spielen ja auch die Umweltfaktoren eine Rolle. Diese werden in der Regel sehr ausführlich untersucht, um die Elemente, Pflanzen und Strukturen insgesamt daran anzupassen. Manchmal müssen auch Maßnahmen geschaffen werden, um Umweltfaktoren in eine bestimmte Richtung zu schieben um ein gewisses Ziel zu erreichen. Beispielsweise kann ich Heidelbeeren erst mit einem ausreichend sauren Boden anbauen. Ob das im Einzelfall auch wirklich Sinn ergibt, muss vom Permakultur Gestalter in Absprache mit dem Kunden entschieden werden. Und das ist es worum es letztlich in diesem Themenbereich geht:

Anpassung an Umweltfaktoren, oder Veränderung von Umweltfaktoren?

Sonne und Licht

Einer der wichtigsten Faktoren wenn es um das Wachstum der meisten Pflanzen geht. Permakultur ist in Wahrheit immer ein Spiel von Licht und Schatten. Wenn deine Fläche zu dicht bepflanzt ist, wirst du dich nur noch mit schattenverträglichen Arten begnügen müssen. Einer der Fehler eines der ersten Waldgärten in Europa, der Waldgarten Dartington, war die zu dichte Bepflanzung. Deshalb konnte dort im Unterholz kein Gemüse mehr wachsen. Du solltest deinen Permakultur Garten also so gestalten (oder gestalten lassen), dass immer ausreichend Licht für die gewünschten Kulturen vorhanden sind.

Nun ist es natürlich so, dass neu gepflanzte Bäume noch sehr viel Licht durchlassen. Deshalb solltest du dich gut über die spätere Kronenausdehnung informieren. Bei Baumschulen wie der Baumschule Horstmann (Affiliate-Link / Werbung) siehst du bei jedem Pflanzensteckbrief auf den ersten Blick die mögliche spätere Kronenausdehnung. Wenn du die Abstände gut gewählt hast, wirst du auch später immer ausreichend Licht im Permakultur Garten haben. Aber auch am Anfang, wo noch viel Licht da ist, kannst du in der Regel noch deutlich besser lichthungrige Arten anbauen. Das bringt mich zu einem weiteren Thema:

Der Sukzessions-Planung. Diese Methode ist eine Technik in der Permakultur Gestaltung, um die zeitliche Komponente in der Planung zu berücksichtigen. Beim Gemüseanbau brauchen wir das nicht, denn jedes Jahr wird das Beet abgeräumt und dann wieder mit einjährigem Gemüse bepflanzt. Wenn es um Bäume geht haben wir eine jahrzehntelange Entwicklung die die Lichtverhältnisse verändert. In den ersten Jahren kann ich lichthungrige, stickstoff-fixierende Arten wie den Besenginster zu den Bäumen setzen und dem Baum Stickstoff im Boden und über das Laub bereitstellen. Später, wenn mehr Schatten da ist und die Lebensdauer des Pioniergehölz Besenginster verbraucht ist, ersetze ich ihn durch schattenverträglichere Arten wie z. B. Beerensträucher.

Schatten

Schatten hängt natürlich stark mit dem Thema Licht zusammen, aber Schatten ist nicht nur die Abwesenheit von Licht, die sich auf das Wachstum auswirkt.

Schatten sorgt auch für Kühlung, verringert UV-Strahlung (die übrigens für Bodenlebewesen extrem schädlich ist) und schafft die Möglichkeit für komplett andere Lebensräume. Schatten auf einem Teich in Kombination mit Sonne (im Idealfall wechselnd, oder ein Teil des Teichs besonnt, ein anderer Teil beschattet) hilft bei der natürlichen Zirkulation des Teichs und damit Anreicherung mit Sauerstoff.

Schatten wird auch für die Entwicklung und Reifung des Komposts benötigt, da die Sonne stark austrocknend wirken kann und durch die UV-Strahlung auch die Arbeit der Bodenlebewesen behindern kann.

Mit Schatten kann man also Mikroklimata schaffen aber auch Nahrung anbauen. Die Auswahl ist zwar geringer, aber mit schattenverträglichen Arten und Pilzen lassen sich im Schatten trotzdem Erträge erzielen. Idealerweise gibt es in deinem Garten Bereiche im Vollschatten, Bereiche im Halbschatten und Bereiche in voller Sonne. So erzielst du die größte Vielfalt an Pflanzenarten aber auch an Tierarten.

Wind

Wind hat sowohl positive als auch potentiell negative Effekte im Garten. Bei zu wenig Wind und stehender Luft können sich Pilzkrankheiten aufgrund der größeren Sporendichte in der Luft leichter ausbreiten. Bei zu viel Wind können viele Pflanzen nicht gedeihen. In der Regel sollte man also eine Hecke pflanzen, die zumindest einen Teil der starken Winde von den anderen Pflanzen abhält.

Durch geschickte Pflanzung von Heckenstrukturen (z. B. in mehreren Reihen oder mit gezielten Öffnungen) können bewusst Windkorridore geschaffen werden, um den Wind in eine bestimmte Richtung zu leiten. Zum Beispiel in Richtung von einem Haus mit einem Teich davor, was für eine natürliche Verdunstungskühlung sorgt. Im Handbuch der Permakultur-Gestaltung von Bill Mollison findest du zig Beispiele dazu wie du Wind geschickt nutzen kannst.

Niederschlag

Ohne Wasser kein Leben. Natürlich können wir Wasser aus der Leitung nehmen, aber was hat das noch mit Permakultur zu tun? Wenn wir nach den Permakultur-Prinzipien gehen sollten wir erneuerbare Ressourcen wie den Niederschlag sammeln und nutzen. Das bedeutet, dass wir den Niederschlag entweder in Tonnen, Tanks, Zisternen etc. speichern oder noch besser: In der Fläche. Zum Beispiel in Regengärten, Swales, etc.

Teil von einer guten Planung für den Permakultur Garten ist, Starkregenereignisse zu analysieren (wie oft, in welcher Stärke), Niederschlagsmengen je nach Saison herauszufinden (wann können wir Wasser frostfrei speichern und wie viel?) und Berechnungen anzustellen damit wir wissen wie viel wir realistisch speichern können. Natürlich gehört dann auch die spätere Detailplanung der Bodenarbeiten oder Tanksysteme dazu.

Boden

Nicht zuletzt ist der Boden einer der wichtigsten Faktoren wenn es um den Erfolg beim Ertrag geht. Zur richtigen Analyse des Bodens gehört eine Laboranalyse, also die Untersuchung der Boden-Nährstoffe und Spurenelemente sowie des pH-Werts. Dann muss natürlich noch die Bodenart bestimmt werden. Ist es Lehm, Ton, Sand oder Schluffboden? Und in welchen Bestandteilen ?

Wenn wir dieses Wissen haben, können wir den Boden zu unserem Vorteil nutzen und entsprechend angepasste Pflanzen anbauen. Oder wir entscheiden uns, den Boden nach und nach zu verändern (auch zu verbessern) und Humus aufzubauen um seine Eigenschaften für uns besser zu Gestalten. Auch das gehört zur Permakultur Gestaltung und zum Permakultur Garten dazu.

Ethik, Prinzipien, Kreisläufe

Zu Guter Letzt gehört zum Permakultur Garten auch die Einhaltung der Ethik. Die drei Ethikbereiche Earth Care, People Care und Fair Share sind dem Leser oder der Leserin sicher bekannt (Falls nicht kann man sie hier nachlesen). Diese Ethikbereiche sollten auf jeden Fall eingehalten werden.

Das gleiche gilt auch für die Permakultur Prinzipien, die du im gleichen Artikel nachlesen kannst. Erst die Beschäftigung mit den Prinzipien macht das Design wirklich zu einem Permakultur Garten.

Kreisläufe sind ebenfalls ein integraler Bestandteil von jedem Permakultur Garten. Die Elemente sollten zueinander passen und miteinander integriert sein. Erst auf diese Weise entsteht aus einer simplen Aneinanderreihung von Elementen ein stimmiges Gesamtsystem, das zueinander passt. Permakultur Designer nutzen dafür in der Regel mehrere Methoden, darunter z. B. Random Assembly oder die Input-Output-Analyse um mögliche Beziehungen zwischen Elementen aufzudecken und zu verstärken.

Fazit: Permakultur Garten Planen oder Planen lassen?

Wenn ich ehrlich bin, würde ich empfehlen den Garten Planen zu lassen. Sicher – man muss ein bisschen Geld dafür in die Hand nehmen, aber wenn du einen Permakultur Designkurs machen würdest, käme es für dich genau so teuer dabei raus und die Erfahrung eines Permakultur Designers hättest du trotzdem nicht. Wenn dich das Thema aber so sehr interessiert, dass du dich wirklich damit beschäftigen möchtest könnte sich lohnen deinen Garten als eigenes Gestaltungsprojekt im Permakultur Designkurs zu nutzen. Wir bei der Permakultur Plattform bieten beide Möglichkeiten an, du kannst bei uns den Permakultur Designkurs aber auch eine ganze Permakultur Planung buchen. Insgesamt würde ich aber trotzdem die Option einer professionellen Planung empfehlen.

Titelbild: ThisDesign / stock.adobe.com

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