Wie plant man einen Waldgarten? In diesem ausführlichen Beitrag möchte ich darauf eingehen, wie du deinen eigenen Waldgarten planen kannst, egal wie groß oder klein Ihr Grundstück ist. Viel Spaß beim Lesen!
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Waldgarten?
Waldgarten Planen: Die Grundlagen
Damit du nachher bei den einzelnen Planungsphasen alles parat hast, möchte ich dir hier ein paar Empfehlungen geben, welches Material du vorher sammeln solltest:
- Hochwertige Blei- und Buntstifte
- Papier
- Transparentpapier (Affiliate-Link / Werbung)
- Kartenmaterial, z. B. aus Geoviewern oder aus Grundbuchauszügen
Für die weitere Planung bedienen wir uns eines einfachen Prozessmodells mit dem wir ein bisschen Struktur reinbringen. Wir fangen zunächst an mit einer ausführlichen Beobachtung und machen dann weiter mit der Analyse der Beobachtungsergebnisse. Danach geht es weiter mit der Planungsphase und zum Schluss natürlich die Umsetzung. Dieser Prozess ist ähnlich dem einer ganzen Permakulturgestaltung, wobei für den Waldgarten ein paar Besonderheiten gelten können.
Waldgarten: Die Beobachtung
Die Beobachtung für die Planung des Waldgartens läuft ähnlich ab wie bei einer Permakultur Planung. Zunächst einmal sollten wir uns einen Überblick verschaffen über die Umstände des Grundstücks, also Bestehende Strukturen und Pflanzen, die Bodenverhältnisse, rechtliche Rahmenbedingungen (also: was darf ich überhaupt auf dem Grundstück machen), Wind, Sonne und Schatten und auch eher softe Faktoren wie Lärm, Gerüche und Nachbarschaftliche Beziehungen.
Bestehende Strukturen und Pflanzen
Hier geht es einfach nur darum in unseren Plan die bestehenden Gebäude und Bäume sowie Sträucher einzuzeichnen und zu benennen. Dies ist natürlich für die spätere Planung wichtig, da wir nicht etwas platzieren können wo schon etwas steht. Logisch, oder? 🙂 Auch die Grundstückslinien können wir hier einzeichnen.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Wenn wir uns darüber nicht sicher sind, oder für eine andere Person planen sollten wir herausfinden wem das Grundstück gehört, bzw. ob es aktuell noch verpachtet ist. Außerdem sollten wir uns darüber informieren, was auf dem Grundstück rechtlich möglich ist. In vielen Landesbauordnungen gibt es zum Beispiel genaue Vorschriften darüber, wie tief oder hoch Erdbauwerke genehmigungsfrei errichtet werden dürfen. Gleiches gilt für die Pflanzung von Bäumen oder die Entfernung dieser – auch wenn mir der Grund gehört ist nicht immer alles erlaubt, was ich theoretisch dort machen kann. Um später teure Rückversetzungen in den Ursprungszustand auf amtliche Anordnung hin zu vermeiden, solltest du hier genau schauen was möglich ist und was nicht.
Wind, Sonne und Schatten und Niederschlag
Das sind für die spätere Pflanzenauswahl sehr wichtige Faktoren. Sehr viele gute Wetterinformationen bekommt man bei folgenden Quellen:
- WeatherSpark – eine Zusammenfassende Analyse aller wichtigen Wetterinformationen, basierend auf Daten von Wetterstationen in der Umgebung. Sollte aber nur eine erste Annäherung an die Realität sein, wenn man zu weit von den im Modell angegebene Wetterstationen entfernt wohnt.
- Wetter.com – Über den Wetterrückblick kann man Tagesgenau die Temperatur und Niederschläge nachvollziehen.
- Windfinder – Mit dieser Webseite kannst du Windrichtung und Windstärke für dein Grundstück zu verschiedenen Zeitpunkten nachvollziehen
Weitere Informationen erhältst du natürlich über deine eigenen Beobachtungen oder sogar durch die eigene Hauswetterstation. Es kann sich auch durchaus lohnen einmal durchs Ort zu laufen und bei Nachbarn zu fragen die eine Wetterstation haben, ob man den Datensatz nutzen darf.
Waldgarten: Analyse und Evaluation der Beobachtungen
In diesem Schritt nehmen wir uns alle Informationen, die wir über das Gelände gesammelt haben noch einmal und setzen sie miteinander in Beziehung. Welche Schlüsse können wir daraus ziehen? Was sagen uns die Informationen über das was möglich ist aber auch vielleicht nicht möglich ist? In dieser Phase arbeite ich persönlich auch immer gerne mit Methoden, um mehr Klarheit und Ordnung in die vorher gesammelten Informationen reinzubekommen.
SWOC oder auch SWOT Analyse
Eine dieser Methoden ist die SWOC-Analyse. Man findet sie nicht nur in der Permakultur sondern auch in vielen anderen Kontexten, vor allem in der freien Wirtschaft. Es ist eine sehr gute Methode um
- Stärken
- Schwächen (Weaknesses)
- Möglichkeiten (Opportunities)
- und Herausforderungen (Challenges, manchmal auch als Threats oder Risiken bezeichnet)
sichtbar zu machen und zu schauen wie man Stärken und Möglichkeiten einerseits zum eigenen Vorteil nutzen kann und auf der anderen Seite Schwächen und Herausforderungen minimieren oder ausgleichen kann.
Eine gute Übersicht über die Methode inklusive Anleitung findest du hier.
Waldgarten: Planungsphase
Bei Waldgärten geht es in der Planungsphase vor allem um Pflanzenrecherche und um Positionierung. Selbstverständlich müssen wir uns mit den geplanten Pflanzungen intensiv auseinandersetzen, da sie gut zueinander und auch zu den Umweltbedingungen passen sollten. In Bezug auf die Positionierung geht es dann um die räumliche Gestaltung der Pflanzen zueinander und auf der Fläche selbst. Zusätzlich kommt bei Waldgärten auch noch die zeitliche Dimension hinzu. Das bedeutet, dass wir uns auch mit der Frage befassen wie sich unsere erste Pflanzung über die Jahre hinweg entwickeln wird und wie wir den Waldgarten über die Jahre hinweg auch anpassen müssen.
Pflanzenrecherche
Bei der Pflanzenrecherche geht es logischerweise darum, passende Pflanzen für den Waldgarten zu finden und zu nutzen. Wir haben uns dafür ein nützliches Arbeitsblatt entwickelt, bei dem wir die Eigenschaften der Pflanzen eintragen können. Wir nutzen für diese Recherche die Plants for a Future Datenbank, aber es gibt noch viele weitere gute Datenbanken und Bücher für die Recherche von Pflanzen für Waldgärten.
Datenbanken:
- Plants for a Future Datenbank (PFAF)
- Natural Capital Plant Database
- NaturaDB Pflanzendatenbank (Allerdings keine Einteilung nach Pflanzenfunktionen)
Bücher:
- Bäume mit essbaren Blättern (Kostenfreier Download)
- Edible Trees: 50 Top Tress From Plants for A Future (Affiliate-Link / Werbung)
- Edible Plants: An inspirational guide to choosing and growing unusual edible plants (Affiliate-Link / Werbung)
- Edible Perennials: 50 Top perennials from Plants For A Future (Affiliate-Link / Werbung)
- EDIBLE SHRUBS: 70+ Top Shrubs from Plants For A Future (Affiliate-Link / Werbung)
- Plants for Your Food Forest: 500 Plants for Temperate Food Forests and Permaculture Gardens. (Affiliate-Link / Werbung)
- Food Forest Plants for Hotter Conditions: 250+ Perennial Plants For Tropical and Sub-Tropical Food Forests and Permaculture Gardens. (Affiliate-Link / Werbung)
Wichtig ist, dass man folgende Informationen immer gut notiert, egal ob auf unserem Arbeitsblatt oder in einer Excel-Tabelle, oder einem Schmierzettel.
- Gewünschter Nutzen der Pflanze
- Ökologische Funktionen der Pflanze (Stickstoff-Fixierung, Bienenweide, Mineraliensammlung (Hyperakkumulation), Bodenschutz, Windschutz (Heckenpflanze)
- Physische Größe und Breite (potentiell, am besten auf die Veredelung oder Züchtung bezogen, die man tatsächlich in der Baumschule kauft)
- Habitus: Baum, Strauch, Halbstrauch, etc.
- Strategie: Breitet sich die Pflanze aus oder ist sie eher standorttreu?
- Umweltbedingungen: Welchen Boden, Wie viel Wasser, wie viel Licht benötigt die Pflanze?
- Befruchtung: Ist die Pflanze ein- oder zweihäusig?
Übrigens zum Thema Nutzen der Pflanze für uns Menschen. Diese Nutzen können ganz unterschiedlich sein, wie diese Illustration verdeutlicht:
Waldgärten laden uns also dazu ein, unsere Definition von ‘Ernte’ breiter zu machen und auch in die Zukunft zu denken was die Unabhängigkeit von Industrieprodukten angeht. Zum Beispiel kann ich mich mit Seifenpflanzen unabhängiger vom Supermarkt machen, wenn es z. B. eine neue Pandemie gibt und Seife zur Mangelware wird.
Bodendecker
Kommen wir nun zur ersten Ebene: Den Bodendeckern.
Diese Ebene ist wirklich wichtig, denn Bodenerosion egal ob durch Regen oder Wind wollen wir unbedingt vermeiden. Ohne Boden und Humus können wir keine guten Erträge erwarten. Aus diesem Grund pflanzen wir im Waldgarten auch ganz bewusst mehrjährige Bodendecker, damit wir es nicht jedes Jahr neu machen müssen. Zusätzlich verdrängen diese mehrjährigen Bodendecker natürlich auch ungebetene Beikräuter und sparen uns auf diese Weise Arbeit.
Hier eine Übersicht über heimische mehrjährige Bodendecker:
- Gundermann / Gundelrebe (Glechoma hederacea)
- Wald-Erdbeere (Fragaria vesca)
- Waldsteinie (Waldsteinia ternata)
- Kleinblättriges Immergrün (Vinca minor)
- Zwergmispel / Kriechmispel (Cotoneaster microphyllus)
Hilfreich ist auch zu wissen, dass viele dieser Bodendecker auch in gesonderten Züchtungen zu kaufen sind, die z. B. eine besonders schöne Blütenpracht bieten können. Suche also ruhig bei Baumschulen auch nach Züchtungen, die dir gefallen könnten.
Hohe krautige Stauden
Bei den höheren Krautigen Stauden geht es jetzt um eine Ergänzung zu den sich teppichartig ausbreitenden Bodendeckern. Meist wachsen diese Stauden etwas höher und können die Bodendecker deshalb fleck- oder horstartig verdrängen, sodass sich ein auch durchaus ästhetisches Muster zwischen fleckartigen Horsten aus Stauden und darum teppichartigen Bodendeckern ergibt.
Eine Insel aus Schnittknoblauch in einem Meer aus Walderdbeeren könnte dafür ein Beispiel sein.
Warum sollte man überhaupt höhere krautige Stauden nutzen, wenn Bodendecker doch schon den Boden bedeckt halten? Der Zweck der höheren Stauden ist, mehr Vielfalt in den Waldgarten zu bringen. Außerdem haben höhere Stauden natürlich auch durch die Vertikale Wuchsform mehr Blüten, Blätter und letztlich wie der Winterheckenzwiebel auch Früchte, die wir ernten können.
Hier ein paar Beispiele für nützliche höherwachsende Stauden:
- Beinwell (am besten Symphytum uplandicum, da er sich nicht zu stark ausbreitet)
- Etagenzwiebel (Allium x proliferum)
- Schnittknoblauch (Allium tuberosum)
- Winter-Bohnenkraut (Satureja montana)
- Meerkohl (Crambe maritima)
- Artischocke (Cynara scolymus L.)
Sträucher
Bei den Sträuchern begeben wir uns jetzt in unscharfes Territorium. Denn in der Regel wird unterschieden zwischen Halbsträuchern und Vollsträuchern. Auch vom Wuchs her sind manche Sträucher natürlich deutlich größer und ausladender als andere. Vergleiche zum Beispiel einen Heidelbeerstrauch mit einem Haselnussstrauch. Die Haselnuss kann leicht auch als zentrales Element der Polykultur eingesetzt werden. Es ist deshalb wichtig zu überlegen: Soll der Strauch mehr ein Beiwerk in der Pflanzengesellschaft sein, oder soll er Mitte der Pflanzengesellschaft stehen und auch hohe Erträge bieten?
Wenn er als dominanter Strauch stehen soll, würde ich z. B. keinen Baum mehr in die Pflanzengesellschaft hinzufügen, denn das wäre zu viel Konkurrenz. Wenn der Strauch jedoch nur als Beiwerk zu verstehen ist, kann er natürlich sehr gut zum Baum gepflanzt werden.
Vollsträucher für Waldgärten:
- Haselnuss (Coryllus avellana)
- Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
- Kornelkirsche (Cornus mas)
- Schlehe (Prunus spinosa)
- Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
- Eberesche (Sorbus aucuparia ‘Edulis’)
Auch hier gilt: es gibt viele interessante Züchtungen wie die schmackhafte ‘Edulis’ der Eberesche, die die Früchte gut essbar und zur Weiterverarbeitung als Marmelade möglich macht.
Halbsträucher für Waldgärten
- Rubus (z. B. Himbeere) und Ribes (Johannisbeeren) Arten
- Mediterrane Kräuter: Salbei, Thymian, Rosmarin, etc.
- Ginster (Genista)
- Heidelbeere (Vaccinium myrtilus, nur auf sauren Standorten)
Bäume
Im Reich der Bäume haben wir, was Nahrungskalorien angeht natürlich das größte Ertragspotential überhaupt. Und in unseren Breitengraden haben wir in Punkto Frucht- und Nussobst natürlich viel Auswahl. Was du hier immer bedenken solltest ist, dass Bäume potentiell sehr viel Licht wegnehmen können und deshalb sparsam eingesetzt werden sollten – zumindest wenn du keinen Wald sondern einen Wald-Garten schaffen möchtest. Denn dort wäre potentiell auch noch Gemüseanbau möglich und auch andere lichthungrige Stauden und Sträucher würden dort noch einen guten Platz finden.
Wenn du in Richtung Krisenvorsorge gehen möchtest, lohnen sich Nussbäume und auch die Esskastanie sehr. Bei diesen Sorten wurde schon häufig beobachtet, dass sie geschichtlich zur Milderung von Hungersnöten einen großen Beitrag geleistet haben. Und auch wenn du sie nicht dafür nutzt – es ist immer eine Doppelnutzung nötig. Das bedeutet dass du diese Bäume auch gut aufasten kannst und somit ein tolles Möbelholz erzeugen kannst. Dieses kann auch für eine Altersvorsorge dienen. So erzielte ein Walnuss-Stamm im Jahr 2021 bei einer Auktion in Niederösterreich ein Gebot von 1805€ pro Kubikmeter.1 Bei entsprechender Pflege lassen sich hier also nicht nur Walnüsse erzeugen, sondern auch bares Geld.
Bei Obstbäumen empfehle ich immer, das Ertragspotential nicht zu unterschätzen. Es gibt so viele tragende Obstbäume, die einfach nicht beerntet werden weil es für viele meist zu aufwändig ist, das Obst einzukochen oder anderweitig zu verarbeiten. Überlege also immer, ob du die Menge am Ende auch wirklich ernten wirst. Nüsse sind im Vergleich deutlich leichter zu lagern.
Sinnvolle Ertragsbäume für Waldgärten:
- Walnuss (Juglans regia)
- Mandel (Prunus dulcis) z. B. ‘Pfälzer Fruchtmandel’
- Esskastanie (Castanea sativa)
- Pekannuss (Carya illinoinensis)
- Kulturapfel (Malus domestica)
- Pflaume (Prunus domestica)
- Birne (Pyrus communis)
Wie immer solltest du bei allen Baumpflanzungen auf die richtige Wurzelunterlage achten. Diese bestimmt nachher, wie groß der Baum werden kann. Erkläre also der Baumschule bitte wie groß dein Garten ist und lass dir eine passende Wurzelunterlage empfehlen.
Wichtig ist auch zu beachten, dass Bäume immer einer Verkehrssicherungspflicht und dem Nachbarschaftsrecht unterliegen. Manche Bäume dürfen mit mit Mindestabständen zu Nachbargrundstücken gepflanzt werden und durch Bäume entstehen auch Haftungsrisiken. Lass dein Grundstück also Haftpflichtversichern (z. B. mit einer Gebäudehaftpflichtversicherung, die auch Außengrundstücke versichert) und informiere dich über nachbarschaftsrechtliche Regelungen, damit du den Baum nicht später wieder entfernen musst.
Kletterpflanzen
Kletterpflanzen sind nicht immer ganz so einfach zu etablieren, denn sie benötigen in der Regel eine Unterstützung wie eine Rankhilfe oder auch Ammenbäume. Weinreben können aber durchaus wenn sie größer sind auch von selbst an den Bäumen entlangranken und sich auch über Baumkronen hinweg entwickeln. Hier sind ein paar frostharte Kletterpflanzen, die bei uns gut funktionieren:
- Wein (Vitaceae)
- Bayerische Kiwi (Actinidia arguta)
- Hopfen (Humulus)
- Kaukasischer Spinat (Hablitzia tamnoides)
- Hog Peanut (Amphicarpaea bracteata)
- Glatte Aasblume (Smilax herbacea)
Pilze
Pilze sind natürlich ein bisschen außer der Reihe aber trotzdem können wir sie später an schattigen Standorten sehr gut integrieren. Pilze können sowohl im Boden, als auch in Strohballen oder in Holzstücken kultiviert werden und das in noch größerer Vielfalt, als wir sie aus dem Supermarkt kennen.
Auf dem Krameterhof haben wir uns intensiv der Pilzzucht gewidmet. Dort haben wir sowohl die Methode mit den Baumstämmen als auch mit den Strohballen angewandt und beide Methoden funktionieren sehr gut. Tendenziell gefällt mir die Methode mit den Baumstämmen aber besser, denn es wird überhaupt kein Kunststoff benötigt – die Abdichtung erfolgt mit Lehm. Außerdem können die Pilze in Baumstämmen deutlich länger fruchten, da einfach viel mehr Masse in den Baumstämmen vorhanden ist.
Im Internet findet man heute viele Händler mit unterschiedlichen Pilzbruten. Hier mal ein paar Sorten zur Auswahl, die sich gut auf Holz eignen:
- Austernpilze (Affiliate-Link / Werbung)
- Zitronengelber Seitling (Affiliate-Link / Werbung)
- Japanisches Stockschwämmchen (Affiliate-Link / Werbung)
- Eierporling ‘Chicken of the Woods’
- Chaga-Heilpilz (nur auf Birkenholz)
Gestaltungsprinzipien für Waldgärten
Neben den vielen bereits bekannten Prinzipien der Permakultur-Gestaltung haben sich noch einige weitere Prinzipien für die Gestaltung von Waldgärten bewährt, die vor allem durch Dave Jacke und Eric Toensmeier geprägt wurden.
Stapeln von Funktionen
Bei diesem Prinzip geht es darum, dass jede Pflanze mehrere Nutzen und Ökologische Funktionen erfüllen soll. Ein Beispiel:
Beinwell
- Nutzen: Blätter können medizinisch genutzt werden bei Prellungen, Verstauchungen und unterstützend bei Knochenbrüchen (Wirkstoff Allantoin)
- Ökologische Funktion 1: Bienenweide – Beinwell blüht immer wieder und bietet deshalb Nektar für viele Insekten
- Ökologische Funktion 2: Mineraliensammler – Beinwell wird als Mineraliensammler eingestuft, da er recht große Mengen an Kalium, Calcium und Eisen in seiner Blattmasse bindet23
- Ökologische Funktion 3: Bodendecker – Beinwell wächst zwar eher hoch als breit, aber er erzeugt schnell viel Blattmasse und kann damit als Mulchpflanze genutzt werden.
Du siehst also, Beinwell bringt einen zentralen Nutzen als Medizinpflanze für uns Menschen aber auch mehrere ökologische Funktionen im System Waldgarten. Es gibt noch viele weitere Pflanzen, die zum Stapeln von Funktionen genutzt werden können, mach dich doch einmal auf die Suche danach!
Redundanz
Bei der Redundanz geht es darum, dass die genannten Ökologischen Funktionen im System von mehreren Pflanzen erfüllt werden sollen. Es sollte also immer mindestens zwei Pflanzen für die Bienenweide geben. Es sollte immer mindestens zwei Bodendecker geben. Immer zwei Stickstoff-Fixierer, usw.
Der Hintergrund davon ist, dass Mehrjährige Mischkulturen in Waldgärten meist experimentell sind. Man kann vorher einfach nicht sagen, ob eine bestimmte Zusammenstellung von Pflanzen unter den gegebenen Umweltbedingungen zu 100% funktioniert. Deshalb könnte eine Pflanze immer verdrängt werden. Auch klimatische Veränderungen können sich natürlich so auswirken, dass eine Pflanze dann nicht mehr bestehen kann. Deshalb sollte die Funktion immer doppelt oder sogar noch häufiger vorhanden sein.
So kannst du als Gestalter oder Gestalterin dann reagieren und im Idealfall neue Pflanzen finden, die in deinen Waldgarten hineinpassen.
Positionierung von Bäumen und Sträuchern im Waldgarten
Jetzt geht es um die Positionierung und Platzierung im Waldgarten. Das ist deshalb wichtig, weil die Position der Pflanzen in Relation zum Sonnenstand natürlich über den Erfolg der ganzen Pflanzung entscheidet. Bei zu viel oder zu wenig Sonne würden die Pflanzen natürlich verkümmern.
In den obenstehenden Grafiken siehst du gute und schlechte Positionen gegenübergestellt. Bei den schlechten Positionen sehen wir, dass die Sträucher meist im Norden von Bäumen oder größeren Sträuchern stehen. Das ist natürlich für die Lichtausbeute nicht gut. In der Illustration “Gute Position” sehen wir dass die Sträucher mit ausreichendem Abstand platziert wurden und dass kleinere Sträucher nicht nördlich von größeren Sträuchern platziert sind.
In Bezug auf die Platzierung der Bäume generell ist es natürlich sinnvoll die größten Bäume in den Norden zu platzieren und und dann treppenartig die kleineren Bäume und Sträucher davor zu platzieren. Wenn ein bestimmtes Mikroklima geschaffen werden soll, kann man auch eine Sonnenfalle als Pflanzungsmuster nutzen.
Kann man Gemüse im Waldgarten anbauen?
Sicher kann man im Waldgarten auch Gemüse anbauen. Wenn du das möchtest, solltest du gleich im Vorfeld darauf achten, ausreichend Licht in dein System einzuplanen. Das kannst du machen, indem du die größeren Bäume nicht zu dicht aneinander pflanzt und für eine Südausrichtung deines Waldgarten sorgst. Auf diese Weise kann immer ein Bereich frei bleiben der genügend Sonne bekommt um dort Gemüse anzubauen. Natürlich sollte dort in Mischkultur angebaut und auch die Fruchtfolge eingehalten werden.
Waldgarten: Die Umsetzung
Kommen wir zur Umsetzung. Dieser Teil der Gestaltung von Waldgärten funktioniert natürlich nur dann gut, wenn du einen guten Plan erstellt hast und wirklich weißt was du Pflanzen möchtest.
Pflanzen bestellen oder selber vermehren und veredeln?
Da es bei Waldgärten größtenteils um die Pflanzung von Bäumen, Sträuchern, Stauden, etc. geht macht es Sinn uns dieser Frage auch etwas ausführlicher zu widmen.
Wenn du kosten sparen möchtest, ist es natürlich sinnvoll Pflanzen selbst zu vermehren und zu veredeln. Du denkst jetzt vielleicht, dass das furchtbar schwer ist, aber viele Vermehrungstechniken sind wirklich einfach und können schon beim ersten Versuch gut gelingen. Dazu kommt noch das Veredeln, das etwas mehr Vorbereitung und Übung braucht, aber im Falle von Apfelbäumen und anderem Steinobst recht gut funktioniert. Für diesen Artikel führt es zu weit auf jede der Methoden ins Detail zu gehen, aber im Internet und der entsprechenden Literatur findest du auf jeden Fall genügend Infos und Anleitungsvideos über diese Techniken.
Wenn du die Pflanzen kaufen möchtest, kann ich folgende Versandbaumschulen empfehlen:
- Baumschule Horstmann
- DeaFlora
- Baumschule Waldgarten
Letztlich solltest du selbst entscheiden ob du die Pflanzen lieber kaufen oder selber vermehren möchtest. Es hängt aus meiner Sicht vor allem davon ab wie viel Zeit du hast und ob du Platz hast (am besten in deiner Nähe) eine eigene kleine Baumschule aufzubauen.
Pflanzung
Die Pflanzung erfolgt am besten nach der Methode der ‘Instant Succession’. Dabei werden alle Pflanzen die im Plan drinstehen zum gleichen Zeitpunkt gepflanzt. Du pflanzt also alle Bäume, Sträucher und Stauden zum selben Zeitpunkt, beachtest dabei aber natürlich die Abstände, die für eine durchschnittliche Pflanze im Sinne der späteren Größe und Ausdehnung gut funktionieren.
Logischerweise sollte die Pflanzung dann auch im Spätherbst stattfinden, damit die Pflanzen über den Winter Zeit haben sich an den Boden anzupassen und Wurzeln auszubilden bis der nächste heiße und trockene Sommer kommt.
Für die Pflanzung selbst reicht in der Regel ein Spaten, bei sehr verdichteten Böden muss auch eine Spitzhacke zum Einsatz kommen (alles schon selbst erlebt ;)). Für größere Anlagen empfehle ich, einen Erdbohrer beim nächsten Maschinenring auszuleihen. Diese können mit zwei Personen bedient werden und erleichtern die Pflanzungsarbeit natürlich ungemein auf größeren Flächen.
Für Bäume und Sträucher solltest du außerdem Schutzmaßnahmen mit einplanen. Ein Verbissschutz ist eigentlich immer nötig wenn du auf nicht umzäunten Flächen pflanzt. Hinzu kommt bei bekanntem Wühlmausvorkommen auch ein Wühlmausschutz im Pflanzloch. Zusätzlich kannst du auch noch die von Sepp Holzer entwickelte Knochensalbe verwenden, um Wildtiere fernzuhalten.
Bei fehlendem Windschutz wird der Baum in der Regel auch an einen Pfosten angebunden, um ein unerwünschtes Wachstum in der Windrichtung zu vermeiden.
Fazit
In diesem ausführlichen Guide habe ich dir erklärt wie du einen Waldgarten planen kannst und wie du in den einzelnen Planungsschritten konkret vorgehst. Außerdem habe ich bei jeder der Ebenen im Waldgarten eine Liste von Pflanzen mit hinzugefügt, mit denen du schon einmal neben deiner eigenen Recherche loslegen kannst.
Wenn du noch mehr über Waldgärten und mehrjährige Pflanzengemeinschaften wissen möchtest, besuche gerne eins unserer kostenfreien Webinare. Ich freue mich auf alle Fragen!
Leseempfehlungen
- Einen Waldgarten erschaffen – Mit der Natur arbeiten, um essbare Pflanzen anzubauen. Von Martin Crawford, OLV Verlag. (Affiliate-Link / Werbung)
- Edible Forest Gardens, Volume 1 – Ecological Vision, Theory for Temperate Climate Permaculture. Von Dave Jacke und Eric Toensmeier, Chelsea Green Publishing Co. (Affiliate-Link / Werbung)
- Edible Forest Gardens, Volume II – Ecological Design and Practice for Temperate-Climate Permaculture. Von Dave Jacke und Eric Toensmeier, Chelsea Green Publishing Co. (Affliate-Link / Werbung)
- Praxisbuch Waldgarten. Natürlicher Anbau mit Permakultur. Von Volker Kranz und Frederik Deemter, Haupt Verlag. (Affiliate-Link / Werbung)
- Webseite des Balkan Ecology Projekts: https://www.balkep.org