Ich trete hinein in unser Erdgewächshaus, das Walipini, denn draußen weht ein eisiger Wind. Schnell die Türe schliessen. Wie angenehm es hier ist. Es ist merklich ein paar Grad wärmer als draussen, aber vor allem ist es windstill. Das mögen auch unsere Pflanzen, die wir hier überwintern. Es handelt sich größtenteils um Gewächse aus dem Mittelmeergebiet, die im Topf nur bedingt frosthart sind. Im Garten überstehen sie den Winter an einer geschützten Lage, wo der Boden mit Sand oder Kies durchmischt ist und das Wasser besser abfliessen kann. Die Winternässe mögen sie nicht. Auch unsere Pflanzen im Walipini dürfen es im Winter ein bisschen trockener haben.
Die Bewohner des Walipini
Ich kontrolliere die Pflänzlein, nehme vereinzelt Töpfe, die zu trocken aussehen in die Hand, um das Gewicht zu fühlen, und merke so, wer einen Schluck Wasser braucht und wer noch versorgt ist. Wie schön doch das Currykraut (Helichrysum italicum) selbst im Winter noch aussieht mit seinen silbrig glänzenden schmalen Blättern. Ich rufe mir in Erinnerung, welche Pracht es ist, wenn über dem silbrigen Laub im Sommer unzählige Blüten im schönsten Gelb leuchten und von Bienen umschwärmt werden.
Neben dem Currykraut steht der Griechische Bergtee (Sideritis syriacus). Auch er trägt zum silbrigen Laub gelbe Blüten und gibt einen wahren Feinschmeckertee ab. Meine Augen streifen weiter, erblicken den Fels-Salbei (Salvia nevadensis). Diese Salbeiart wächst unter anderem in Spanien und eignet sich besonders gut zum Räuchern, sie duftet sehr würzig und intensiv.
Ein anderer Star, der hier steht, ist die Weinraute (Ruta graveolens), eine einheimische Pflanze. Ihre Blätter sind nicht nur elfenhaft schön und bezaubern durch ihre liebliche Anmut, sie schmecken auch jemandem besonders gut, nämlich den Raupen des Schwalbenschwanzes. Aber Vorsicht, wer mit ihr in Berührung kommt, sollte nicht an die pralle Sonne gehen, das kann Verbrennungen hervorrufen.
Zuletzt schaue ich nach der Rosenmelisse (Monarda fistulosa x tetraploides). Sie treibt gerade aus. Man sieht winzige, violette Blättchen, die sich aus der Erde strecken. Später werden die Blätter grösser und verfärben sich grün. Die Rosenmelisse ist eine besonders schmackhafte Pflanze, die jeden Tee und jeden Sirup zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Man kann die Blätter und die Blüten verwenden. Die Blüten sehen aus wie die der wohlbekannten Goldmelisse (Monarda dydima), nur sind sie violett anstatt rot. Die Goldmelisse, mit der sie nah verwandt ist, hat natürlich auch einen Platz im Walipini. Falls dich interessiert, welche Pflanzen sonst noch auf der Schweibenalp auf 1’100 Meter über Meer gedeihen, findest du hier eine Übersicht.
Ein Erdgewächshaus aus den Anden
Aber was ist nun das Walipini eigentlich? Ein Erdgewächshaus, das habe ich schon gesagt, aber wahrscheinlich kannst du es dir immer noch nicht so recht vorstellen.
Das Walipini kommt aus den Anden. Von dort stammt auch sein Name, der in der lokalen Sprache «Platz der Wärme» bedeutet. Die Andenbewohner nutzen das Walipini, damit sie eine längere Anbauzeit für ihr Gemüse haben und somit auch mehr ernten können. Das Erdgewächshaus ist an einer Hanglage in die Erde versenkt, was schon mal zu einer guten Isolation führt. Damit es optimal aufgeheizt wird, ist es gen Süden ausgerichtet und das Dach ist so geneigt, dass die Sonne möglichst in einem steilen Winkel darauf scheint. Im Inneren des Walipini sind an der Rückseite grosse Steinbrocken aufgeschichtet. Diese speichern tagsüber die Wärme und geben sie in der Nacht wieder ab. Die Aussenwände und die Querbalken sind aus massiven Holzstämmen, auch sie speichern die Wärme. Die Spalten zwischen den Holzelementen sind mit einer Mischung aus Lehm und Stroh abgedichtet.
Das Dach ist mit Kunststoffplatten abgedeckt. Glas wäre zu schwer und könnte unter der Last vom Schnee zerbrechen. Am Ende vom Dach hat es eine Regenrinne. Über die läuft das Regenwasser in ein grosses Fass im Inneren und kann zum Giessen benutzt werden. Unser Erdgewächshaus hat Lüftungsklappen, die sich über Schnüre öffnen und schliessen lassen. Im Walipini herrscht ein angenehmes, geschütztes Klima, im Winter ist es gut drei bis fünf Grad wärmer als draussen, im Sommer sind die Unterschiede noch grösser. Die Pflanzen, die jetzt hier hausen, kommen ab Ende April nach draussen, dann nützen wir unser Erdgewächshaus für Stecklinge und Jungpflanzen.
Auch für die Besucher der Schweibenalp, die an Führungen kommen, Kurse besuchen oder einfach ihre Ferien hier verbringen, ist das Walipini ein Highlight. Die Alpine Permakultur Schweibenalp produziert nämlich nicht nur Stauden, Saatgut und Kräuterprodukte, sie bietet auch lehrreiche Kurse zu Permakultur und anderen Natur- und Gartenthemen an. Eine Übersicht zu unseren Angeboten findest du auf unserer Webseite.
Über den Autor
Dieser Beitrag wurde vom Gastautor Fabian Zurflüh – Staudengärtner auf der Alpine Permakultur Schweibenalp geschrieben und von Rene vom Permakulturblog korrekturgelesen und redaktionell aufbereitet.
Das Team der Alpinen Permakultur Schweibenalp (Brienz BE, Schweiz) bewirtschaftet auf 1’100 Meter über Meer eine Fläche von rund 10 Hektar, die aus einem verwobenen System aus Kräuter-, Stauden-, Gemüse-, Saatgut- und Pilzgärten besteht. Im Jahr 2022 wird das 10-jährige Bestehen mit einem grossen Sommerfest am Wochenende vom 25. – 26. Juni 2022 gefeiert, welches Permakultur-Interessierte mit Vorträgen, Workshops, Marktständen, Podiumsdiskussion und als Plattform zum Austausch begeistert.
Wer mehr über die Alpine Permakultur Schweibenalp erfahren möchte, kann dies auf deren Facebook- und Instagram-Kanälen tun oder auf ihrer Webseite vorbeischauen. Dazu kannst du einfach auf einen der drei Buttons klicken.
BjoernImNetz
Was hat es mit dem eyecachter (das Bild mit dem Tonnenförmigen Dach) auf sich? Es handelt sich ganz offensichtlich um eine am Computer gemachte Bildmontage, welche auch mit dem Beitrag und den anderen Bildern nicht korrespondiert.
Rene Franz
Hallo Björn,
ich vermute der Effekt entstand aus einem nicht ganz perfekt gemachten Foto im Panoramamodus, leite deine Anfrage aber gerne an die Permakultur Schweibenalp weiter.
Viele Grüße
René
Dr. Rainer Wolfgang Herbert
Bin glücklich das zu sehen
Ab heute beginnt mein Weg zurück zur Erde ….ich habe ein tiefes Gefühl zu Tieren und Pflanzen… altes Leben Studium Titel …Sport Weltrangliste
MC Donalds. Krankheiten
Ich bin jetzt gesund und übe Disziplin Überzeugtheit Entschlossenheit
Meine Lebensaufgabe Helfen
Dankbarkeit, Erleichterung und Freude durchdringen meinen Körper und mein Gemüt
Alexander
Hallo Rene,
ich heisse Alexander. Schön – ich habe gerade Deinen Beitrag gelesen. Ich wohne im Süden Spaniens – eigentlich optimal , um anzubauen. Was spricht bei meinem Land
dagegen:
Lage : ungeschützte Lage in Terrassenbauweise – das heisst ständiger trockener Passatwind
Ausrichtung: eine Seite genau gegen den Passat, also nach Osten, andere längs des Passatwindes, also nach Westen gelegen
Tiere: Ratten, Mäuse, Eidechsen – das reicht erst mal
Umgebung : Verkarstetes steppenartiges Land, vorwiegend felsig mit Resten von Erde
Abgesehen vom Wind – ist es bei mir bisher so gewesen, dass wenn ich irgendwo was anbaue – sofort die Tierwelt Wind davon bekommt und ich den Grossteil dessen, was ich an Arbeit investiert habe – vergessen kann – in den Wind schreiben kann.
dafür : Sonne satt, grosser gemauerter Felsentank vorhanden, Bewässerung möglich, leichter Boden, Lehm und Tonmineralien durch vulkanische Aktivität vorhanden.Meine Motivation etwas eigenes Anzubauen, was ich pflegen und essen kann.
Idee nach über 20 Jahren Anbauversuchen: Ich gehe in die Erde. Dort kann ich es sogar tropisch gestallten und sperre erst mal die ganzen Tiere aus – bis auf die Insekten – ich wollte es noch nie und will es auch jetzt nicht: giften
Was suche ich: Anregungen – ich habe in den letzten 20 Jahren vieles versucht, das war zeitintensiv und kräftezehrend. Meine Motivation etwas ungeschützt anzupflanzen ist immeoment gegen null.
Habe damals mir Bücher von Bill Molison etc. gekauft. Das hat mich inspiriert. Aber ohne einen biologischen Schutz geht bei mir garnichts. Abgesehen von einem Baranko, wo Mangos und Avokados stehen halten sich von selbst bei mir: Yukka, Canna (Bittergrass), Blattkaktus (Penkas), verschidene Wolfsmichgewächse, Balo, Wermut, alles was sticht (Distelartige Pflanzen), Fächerpalme, Dattelpalme, Drachenbaum, Pfefferbaum ( in ca 18 Jahren auf 2,00 mtr Höhe gewachsen – auf anderem Grundstück gepflanzt – und ein paar Jahre jünger sind diese Bäume ca. 5 Meter hoch und haben ca. 60 cm dicke Stämme -meine sind eher buschartig – der Wind.
Manchmal blässt es konstant so, dass diese Bäume alle Blätter verlieren – kommen dann ca.3 Wochen später wieder.
Zuckerrohr -derzeit noch im Topf, weil es in die Grube soll – stell Dir vor : sogar Portolack – Gurkenkraut wird trotz giessen von den Eidechsen so malträtiert, dass es rot wird und fast abstirbt – es ist zum Heulen
Das ganze Dilemma ist nun nicht natürlich: Vor ca. 500 Jahen habe die Eroberer den kompletten Wald abgeholzt und für den Schiffsbau und das Kalvattern iher Schiffe verbraucht. Davon hat sich die Vegetation nie mehr erhohlt. Der ständige Wind , der dann auch noch jedes bischen Feuchtigkeit begierig wegsaugt trägt mit dazu bei, dass es eher wüstenartig statt fruchtbar hier ist.
So – nun hast Du vielleicht eine Vorstellung , wie es hier aussieht. Ich habe schon eigene Schwarzerde hergestellt, Wurmkompost in Badewannen, die allesamt abgedeckt sind. Naja – immoment bin ich am buddeln – gottseidank bin ich dabei noch nicht auf Basalt gestossen – Toska und Bimstein sind ja bearbeitbar.
Was will ich vermeiden: Unnötige Arbeiten – man weiss im Allgemeinen erst hinterher, wie man es besser hätte machen können.
Na dann – vielleicht kommt ja von Dir ein kreativer Tipp – bis bald und alles Gute für Dich und Deine Lieben – danke für Deinen Eintrag
Alexander