In diesem Beitrag geht es um das Waldgarten Anlegen – nicht um die Planung! Wenn du mehr über die Planung wissen möchtest, dann schau doch einmal in unseren ausführlichen Guide zur Planung von Waldgärten. Hier soll es wirklich darum gehen, dir einzelne Strategien zur Umsetzung und Anlage von Waldgarten mit an die Hand zu geben. Viel Spaß beim Lesen!
Inhaltsverzeichnis
Waldgarten Anlegen Schritt 1: Die Fläche Vorbereiten
Für diesen Schritt solltest du dein Design bereits soweit fertig haben, dass du die Flächen und Pflanzen definiert hast. Zunächst solltest du dein Design grob in der Fläche markieren. Auf diese Weise bekommst du ein Gespür dafür, wie die Fläche nachher aussehen wird und welche Stellen nachher tatsächlich Pflanzungen haben werden.
Wie kannst du dabei vorgehen?
- Nutze farbige Seile um später bepflanzte Flächen sichtbar zu machen. Beschwere sie mit Steinen.
- Nutze Schnurpinnen oder Pfähle (Affiliate-Link / Werbung) um Positionen von Bäumen und Sträuchern sichtbar zu machen
- Nutze Flatterband (Affiliate-Link / Werbung) und Pfähle um Bereiche abzustecken und sichtbar zu machen
- Arbeite mit verschiedenen Farben (Affiliate-Link / Werbung) (wenn möglich) die mit Farben im Plan zusammenpassen. So sieht man direkt welche Zone und welcher Bereich wie genutzt werden wird.
Lasse dir nun Zeit und gehe entspannt über die Fläche. Wie wirkt sie auf dich? Versuche dir vorzustellen wie die Bäume und Sträucher, die du ausgesucht hast später einmal wirken werden. Lasse auch andere Beteiligte, also Familienmitglieder, Freunde und Bekannte über die Fläche laufen nachdem du ihnen den Plan erklärt hast. Prüfe insbesondere ob die Wege breit genug sind. Kannst du mit einer voll beladenen Schubkarre gut entlang gehen?
Nutze das Feedback und gehe eventuell noch einmal zurück in die Planungsphase. Jetzt hast du noch die Zeit Änderungen zu machen, wenn gepflanzt ist ist es nicht mehr ganz so einfach!
Waldgarten Anlegen Schritt 2: Pfade und Pflanzflächen Vorbereiten
Wenn du wir über die Planung wirklich sicher bist, geht es jetzt daran Pfade und Pflanzflächen vorzubereiten. Dies ist vielleicht einer der wichtigsten Schritte beim Waldgarten Anlegen, denn hier machst du die endgültige Form für die spätere Zeit fest.
Pfade vorbereiten
Im Naturgarten verwende ich in der Regel keine Wege mit Trittplatten oder aus Beton, da sie den Boden unnötig verdichten. Ich nutze deshalb immer Wege aus Rindenmulch oder, noch besser, Wege aus eigenem Häckselgut aus dem Garten. Diese schütte ich jedes Jahr mit dem im Garten anfallenden Schnittgut neu auf. Bitte verzichtet darauf, Unkrautvlies unter dem Weg auszulegen – es gibt schon genug Mikroplastik in der Umwelt.
Um die Pfade anzulegen macht es Sinn den Pfadverlauf wie im Plan stehend mit Seilen oder Schnurpinnen und Flatterband in der Fläche zu markieren und dann entsprechend mit dem Häckselgut aufzuschütten. Es ist normal, dass sich das Häckselgut mit der Zeit durch das Begehen des Weges nach außen verteilt – deshalb schüttet man sie regelmäßig auf. Den Außenliegenden Beeten macht das nichts, da das Häckselgut mit der Zeit verkompostiert.
Wer direkt am Weg angrenzend Rasen hat sollte aber darüber nachdenken eine Begrenzung für den Weg in Form von Holzlatten oder Holzpfählen vorzunehmen. Alternativ kannst du natürlich auch auf ein klassisches Pfadmaterial wie Trittsteine oder gegossene Betonwege ausweichen. Ich persönlich würde aber immer Trittwege aus Holzhäckseln bevorzugen.
Pflanzflächen vorbereiten
Für die Vorbereitung der Pflanzfläche empfehle ich das Schichtmulchen vor der eigentlichen Pflanzung. Man kann zwar auch erst Pflanzen und dann eine Schichtmulchung vornehmen, allerdings macht man es sich damit etwas schwerer, da man dann umständlich um die Pflanzen drumherum mulchen muss. Ein weiterer Vorteil der Schichtmulchung vor dem Pflanzen ist, dass die Grasnarbe schon einmal verkompostiert wird und die neu gepflanzten Bäume, Sträucher und Stauden weniger Konkurrenzdruck haben. Außerdem ist der Boden deutlich leichter zu bearbeiten.
Für das Schichtmulchen ist es durchaus angebracht eine dicke Mulchfolie aufzubringen. Hierzu solltest du eine Mulchfolie mit möglichst hoher Grammatur (Affiliate-Link / Werbung) (also mit einer hohen Grammzahl des Stoffes pro Quadratmeter) nehmen, denn dann kommt zum einen wenig Licht durch die Folie und zum anderen wird weniger Mikroplastik produziert, weil die Mulchfolie nicht so schnell zerreißt.
Das machst du dann am besten über den Sommer, denn dann können die Mikroorganismen arbeiten. Durch die dunkle Oberfläche der Folie wird der Boden darunter auch noch etwas wärmer, was die mikrobiellen Zersetzungsprozesse befördert. In der Regel ist es ausreichend die Folie dann im Herbst wegzunehmen und mit der Pflanzung zu beginnen.
Waldgarten Anlegen Schritt 3: Pflanzen Kaufen
Im nächsten Schritt geht es nun darum, alle benötigten Pflanzen von deiner Pflanzenliste zu kaufen. Dafür stehen dir natürlich viele Bezugsquellen zur Verfügung – auch die heimische Baumschule von Nebenan. In der Regel wirst du aber feststellen, dass lokale Baumschulen vor allem Pflanzen aus dem Zierbereich führen, die auch von Gartenbaubetrieben oft gekauft werden (Ausnahmen gibt es natürlich immer !). Wenn du bestimmte Sachen nicht findest, dann nutze am besten eine der von uns empfohlenen Online-Baumschulen:
- Baumschule Horstmann (Affiliate-Link / Werbung)
- Deaflora Aromagärtnerei
- Baumschule Waldgarten
Diese Baumschulen kann ich sehr empfehlen, da die Pflanzenqualität bisher stets gut war. Es gibt trotzdem ein paar Dinge auf die man achten sollte, um die Qualität der gekauften Pflanzen einzuschätzen:
Verdrehte Wurzeln (Wurzeldrehwuchs)
Bei diesem Phänomen wurde der Baum oder Strauch zu lange in einem normalen Topf gelassen und nicht rechtzeitig umgetopft. Das führt dann dazu, dass sich die ganze Wurzelmasse beim Wachstum “im Kreis” dreht und meist fast der gesamte Topf irgendwann aus Wurzelmasse besteht. Wenn man so einen Wurzelballen hat kann man zwar durch geschickte Schnitte Abhilfe schaffen, aber wenn man ehrlich ist, ist es ein Grund für eine Reklamation. In dem Fall wurde der junge Baum oder Strauch nämlich nicht richtig gepflegt und dadurch hat die Wurzelqualität dann gelitten. Am besten ist es also, wenn du ein solchen Gehölz noch vor der Anlage deines Waldgartens reklamierst und dich bei einer anderen Baumschule umschaust.
Waldgarten Anlegen Schritt 4: Bäume und Sträucher Einpflanzen
Für die eigentliche Pflanzung ist es jetzt natürlich wichtig, die genaue Position der Bäume im Garten zu kennen wie du sie auf dem Plan eingezeichnet hast. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Am einfachsten ist es natürlich vorher über ein Geoinformationssystem wie QGIS oder einen der Geoviewer deines Bundeslandes (beides kostenfrei) die genauen GPS-Koordinaten zu bestimmen und dann mit einem Gerät wie z. B. einem Garmin an die Position zu laufen. Die meisten werden solche technischen Kenntnisse oder Gerätschaften aber nicht haben, weshalb es auch manuelle Methoden gibt.
Über die Triangulation kannst du ebenfalls die genaue Position eines Ortes im Garten bestimmen, hierzu findest du viele Methoden im Internet, da es eine sehr alte Methode der Landvermessung ist.
Die meisten werden aber auch das nicht brauchen, weil ihr Garten so klein ist – da wäre es eher wie mit Kanonen auf Spatzen geschossen ;). Mach dir also nicht zu viel Stress um die genaue Positionierung deiner Gehölze, solange du die nachbarschaftsrechtlichen Regelungen einhältst. Diese sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und sehen in der Regel einen Mindestabstand zum Nachbargrundstück vor, der sich je nach Baumtypus unterscheidet (große Alleenbäume wie z. B. Ahorn müssen einen größeren Abstand einhalten als kleinere Apfelbäume). Auf diese Regeln solltest du aber in jedem Fall achten, denn sonst kann dein Nachbar später die Fällung verlangen.
Wenn deine Fläche auf dem freien Feld oder in der Nähe vom Wald ist, musst du unbedingt einen Verbisschutz (Affiliate-Link / Werbung) nutzen. Sehr hilfreich ist außerdem ein Wühlmausgitter (Affilate-Link / Werbung) im Pflanzloch (Sobald die Wurzeln des Baums dicker werden drückt er das Gitter einfach auf), damit dir die Wurzeln nicht angeknabbert werden. Hier noch ein Geheimtipp den ich von Sepp Holzer gelernt habe: Mit einer selbst hergestellten Knochensalbe kannst du Wildtiere zusätzlich vergrämen, da sie den Geruch überhaupt nicht ausstehen können.
Zuletzt noch die Frage der Bewässerung, da die oft mit der eigentlichen Pflanzung zusammenhängt. Wenn du deinen Waldgarten direkt am Haus pflanzt wirst du in der Regel keine Probleme haben, dein Wasser zu den Pflanzen zu bringen. Theoretisch kannst du in diesem Fall sogar mit der Gießkanne arbeiten, da für die kurze Distanz nicht unbedingt eine Bewässerung nötig ist.
Für alle anderen Fälle, wo die Pflanzung außerhalb vom Hausgarten erfolgt, solltest du dir Möglichkeiten überlegen Wasser in der Landschaft oder auch direkt am Baum zu speichern. Eine Möglichkeit, die direkt mit der Pflanzung kombiniert werden kann ist die “Waterboxx” von Groasis. Mit dieser Pflanzhilfe kann das Tauwasser direkt zu den Wurzeln fließen, was eine Bewässerung von oben in der Regel überflüssig macht.
Alternativ dazu könntest du auch Erdarbeiten vornehmen. Vorsicht: Diese sind in der Regel in allen Landesbauordnungen auf maximal 30cm Erdhaushub beschränkt, sonst benötigst du eine Baugenehmigung. Aber auch mit 30 cm tiefen Gräben kann man hangparallele Gräben ziehen, in denen sich Regenwasser sammeln kann. Hierfür empfiehlt es sich aber, einen Experten zu Rate zu ziehen, denn die Höhenlinien sollten erst aus deinem digitalen Oberflächenmodell extrahiert und dann in der Fläche mit einem A-Frame oder Theodolit und Schnurpinnen markiert werden.
Waldgarten Anlegen Schritt 5: Kräuter und Bodendecker Pflanzen
Kommen wir nun im Prozess des Waldgarten Anlegen nun zur Pflanzung von Kräutern und Bodendeckern. Da die Fläche ja bereits durch die Mulchfolie ideal vorbereitet ist, sollte die Pflanzung recht einfach sein. Wenn du die Bodendecker zusätzlich vor Beikrautdruck schützen möchtest, damit sie sich etablieren und ausbreiten können, kannst du noch eine Bemulchung mit ungefärbtem Karton aus Wellpappe vornehmen. Dieser sollte sehr großzügig gewässert werden, damit er sich auch zersetzen kann. Du kannst dann die Wellpappe mit einem Messer durchstechen und dir so Platz für die Pflanzlöcher schaffen. Die Bodendecker, Kräuter und Stauden setzt du dann einfach nach Anweisung (Pflanzabstände, Pflanzen pro Quadratmeter, etc.) in die vorbereiteten Pflanzlöcher ein. Den Karton kannst du dann noch mit einer zusätzlichen Mulchschicht bedecken.
Wenn du eine großflächige Tropfbewässerung anlegen möchtest, ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Hierfür verwendest du am besten Perlschläuche (Affiliate-Link / Werbung) mit denen du die Gehölze und darum anliegenden Stauden gleichzeitig bewässern kannst. Mit einem Bewässerungscomputer (Affiliate-Link / Werbung) oder einer programmierbaren Wasserpumpe (Affiliate-Link / Werbung) kannst du das ganze auch bequem per Zeitschaltuhr oder sogar per App ansteuern, ganz nach Bedarf.
Waldgarten Anlegen Schritt 6: Nachbereitung
Nachdem die Pflanzung vorgenommen ist, hast du nun die Gelegenheit noch einmal nachzuarbeiten. Wenn dein pH Wert niedrig ist kannst du nochmal mit Algenkalk düngen und bei sandigem Boden kannst du Tonminerale ausbringen. Das fördert die Bildung von dauerhaften Ton-Humus-Komplexen.
Wichtig ist natürlich auch, genau zu beobachten ob sich deine Pflanzen etablieren. Gerade bei den Bodendeckern ist das entscheidend, denn wenn sie sich nicht etablieren, etablieren sich letztlich die Beikräuter als Bodendeckerschicht. Hier solltest du also auf eine ausreichende Pflanzdichte achten und wirklich schauen ob die gewählten Pflanzen auch zum Boden und den restlichen Umweltbedingungen passen.
Trotz genauer Planung ist die Natur keine Maschine, die wir immer vorhersehen können. Deshalb kann es immer einmal vorkommen, dass sich eine Pflanze nicht so etabliert wie man es erwartet hätte. Deshalb ist es wichtig rechtzeitig Pflanzen zu ersetzen oder neue Pflanzen mit der gleichen ökologischen Funktion im Waldgarten zu etablieren.
Fazit zum Waldgarten Anlegen
Mir ist klar, dass ich hier auf keinen Fall alle Aspekte des Waldgarten Anlegens aufschlüsseln konnte. Für mich ist das auch einer der Blogbeiträge an denen ich kontinuierlich weiter arbeiten werde um noch mehr Themen mit aufzunehmen. Dennoch ist das schon einmal eine Übersicht über 6 Schritte die zum Waldgarten Anlegen einfach dazugehören. Ich hoffe du konntest für dich dadurch ein bisschen Inspiration mitnehmen. Schau auch einmal in die Buchempfehlungen, dort findest du ein paar gute Anregungen mit denen du dich weiter in die Materie vertiefen kannst
Titelbild: visualpower / stock.adobe.com
Buchempfehlungen
- Einen Waldgarten erschaffen. Mit der Natur arbeiten, um essbare Pflanzen anzubauen. (Affiliate-Link / Werbung) Von Martin Crawford, OLV Verlag. Übersetzung von Jörn Müller.
- The Edible Forest Gardens: 2 Volume Set. Von Dave Jacke und Eric Toensmeier. (Affiliate-Link / Werbung)