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Einen Waldgarten erschaffen – Buchrezension

In dieser Rezension möchte ich das Buch ‘Einen Waldgarten erschaffen’ von Martin Crawford genauer unter die Lupe nehmen. Am Ende hast du bestenfalls einen Eindruck davon, ob sich das Buch für dich lohnt, oder ob du besser zu einem anderen Buch greifst.

Einen Waldgarten erschaffen – Die Übersicht

Zunächst: Die harten Fakten.

Einen Waldgarten erschaffen – Für wen ist dieses Buch?

Aus meiner Sicht richtet sich das Buch an Personen, die wirklich in das Thema Waldgärten einsteigen wollen und auch vor haben, eine Fläche in einen solchen umzugestalten. Für Menschen die sich eher oberflächlich über das Thema informieren wollen ist das Buch zu umfangreich. Vermutlich wäre hier ein einführendes Standardwerk in die Permakultur eher angebracht, wo der Waldgarten als ein Thema unter vielen betrachtet wird. Wenn du aber vorhast, einen eigenen Waldgarten anzulegen wirst du in diesem Buch alle Informationen finden, die du benötigst.

Bild: Rene Franz

Einen Waldgarten erschaffen – Der Inhalt

Worum geht es im Buch “Einen Waldgarten erschaffen”? Wie der Titel klar zur Aussage bringt, liegt der Hauptfokus des Buchs darauf, den Lesern das Erschaffen von Waldgärten näherzubringen. In insgesamt 24 Kapiteln wird der Leser durch die verschiedenen Schritte geführt, die zum eigenen Waldgarten führen. Diese 24 Kapitel sind wiederum nochmal in drei große Teile zusammengefasst. Diese schaffen einen roten Faden, der alle Kapitel sinnvoll miteinander verknüpft.

Im ersten Teil des Buchs geht es vor allem um das theoretische Vorwissen. Alle die noch nie etwas über Waldgärten gehört oder noch wenig von Ökologie verstehen werden hier fündig.

Im zweiten Teil des Buchs “Einen Waldgarten erschaffen” geht es dann um die Wege und den schrittweisen Prozess der Gestaltung. Alles rund um die Planung der Fläche, Auswahl der Pflanzen für die verschiedenen Ebenen des Waldgartens sowie ausführliche Pflanzensteckbriefe von knapp 500 Arten finden hier Platz.

Im dritten Teil des Buchs geht es um speziellere Gestaltungsmaßnahmen wie zum Beispiel Lichtungen und Wege. Außerdem geht Martin Crawford hier auch auf pflegerische Maßnahmen ein, die im Waldgarten zu tun sind.

Im Appendix findet sich ein wahrer Schatz an Tabellen zu den verschiedensten Themen: Welche Gehölze und Stauden kann ich wie vermehren, was kann ich als Hecke pflanzen und wie kann ich Nutzinsekten anlocken? Auch wenn das Buch ohne den Appendix ein absolutes Muss im Bücherregal als Nachschlagewerk ist, steigert sich der Wert des Buchs durch die vielen Tabellen im Anhang enorm!

Eingang des Waldgartens, den Martin Crawford vor knapp 30 Jahren in Dartington angelegt hat.
Bild: Jörn Müller

Abbildungen, Schreibstil und Gestaltung des Buchs

“Einen Waldgarten erschaffen” ist wie oben geschrieben durchgehend farbig gedruckt und das ist eine große Stärke! Der umfangreiche Inhalt und die Pflanzensteckbriefe gewinnen ungemein durch die tollen Fotos und Bilder, die Martin Crawford aus eigenen Projekten hat einfließen lassen. Jede Kapitelübersicht ist mit einer Abbildung in voller Größe versehen, die zwar nicht immer thematisch zum Kapitel passt, aber den vielen Text auf angenehme Weise abwechselt.

Schreibstil

Der Schreibstil des Buchs ist für meine Begriffe sehr gut zu lesen. Übersetzer und Waldgärtner Jörn Müller hat ganze Arbeit geleistet, dieses großartige Werk aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass “Einen Waldgarten erschaffen” langatmig oder schwer zu lesen ist. Auch das Korrektorat vom OLV-Verlag war gründlich, denn ich habe im ganzen Buch höchstens zwei Rechtschreibfehler entdeckt. Für die erste Auflage eines so großen Buchs ist das bemerkenswert.

Dazu muss natürlich gesagt werden, dass Martin Crawford eine tolle Vorlage geliefert hat: Crawford vermeidet, in theoretische Diskurse abzudriften, spricht die Lesenden oft direkt an und bietet sehr viele Impulse, Tipps und Erfahrungen für die eigene praktische Umsetzung. Trotzdem kommt die theoretische Einführung am Anfang nicht zu kurz, geht aber auch nicht so weit dass ich mich als Leser langweile. Für eher Theorie-Begeisterte kann ich die Bücher von Jacke und Toensmeier* empfehlen.

Gestaltung

Zusätzlich dazu finden sich viele kleine gestalterische Elemente, die dem Buch einen ganz eigenen Stil geben. Zum Beispiel sind die Seitenzahlen mit einem kleinen Baum unterlegt und jeder Teil hat ein grünes Deckblatt, das mit einem sehr dezenten Blattprint unterlegt ist.

Liebe zum Detail ist hier Programm.

Für die Kategorisierung der Pflanzen hat sich Crawford ein System von Symbolen überlegt, das am Anfang erklärt wird und den Informationsgehalt des ganzen Buchs steigert. Zum Beispiel gibt es Symbole für Licht und Schattenbedarf sowie -toleranz, Bewertung der Essbarkeit und vieles mehr.

Praktische Fragen wie die ganzen unterschiedlichen Veredelungstechniken oder Pflanzabstände im Waldgarten werden mit eigens für dieses Buch gestalteten schwarz-weißen Bleistiftzeichnungen illustriert und verdeutlicht. Leider darf ich in dieser Rezension keine Fotos vom Inhalt zeigen, da nur das Cover vom OLV-Verlag selbst gestaltet wurde, der mir freundlicherweise erlaubt hat, dieses im Titelbild darzustellen.

Qualität

Für mich fühlt sich der ganze Druck und die Bindung sehr wertig an. Auch wenn ich es erst seit Kurzem habe, kenne ich andere Permakultur-Bücher, an denen sich schneller Abnutzungsspuren bemerkbar machen. Die Druckqualität ist ausgezeichnet, alle Bilder und Illustrationen sind gestochen scharf, sofern das Ausgangsbild die Schärfe hergibt.

Bild: Rene Franz

Meine Einschätzung zu ‘Einen Waldgarten erschaffen’

Auch wenn ich an einigen Stellen schon habe durchblicken lassen, wie ich zum Buch stehe, möchte ich an dieser Stelle noch eine abschließende Einschätzung abgeben. Aus Gründen der Transparenz möchte ich an dieser Stelle noch offenlegen, dass mir das Buch als Rezensionsexemplar vom OLV-Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Außerdem ist Jörn Müller ein guter Freund von mir, mit dem ich häufig zusammenarbeite.

Dieser Umstand verändert aber nicht meine Meinung. Es ist einfach ein verdammt gutes Buch. Es stimmt für mich einfach alles: Inhalt, Aufmachung, Abbildungen, Schreibstil, Qualität und Struktur sind hervorragend und machen “Einen Waldgarten erschaffen” zum idealen Nachschlagewerk für alle Themen rund um den Waldgarten.

Wie du im Titelbild sehen kannst, habe ich schon einige Buchzeiger hineingeklebt, um an verschiedenen Stellen wieder nachzulesen. Für mich sind vor allem die Teile zur Pflanzenvermehrung – sowohl bei Gehölzen als auch Stauden – sehr wertvoll und die Tabellen und Pflanzensteckbriefe werden mir bei meinen zukünftigen Gestaltungsarbeiten von Nutzen sein.

Ganz konkret entwickle ich gerade mehrjährige Polykulturen für einen Standort an meiner jetzigen Arbeitsstelle, der vielleicht irgendwann zum Waldgarten wird. Für diese Planung ist mir das Buch ein willkommener Begleiter im Bücherregal.

Teich im Waldgarten in Dartington
Bild: Jörn Müller

Tipps und Hinweise zur Arbeit mit “Einen Waldgarten erschaffen”

Eines vorab: Das Buch ist eher ein Nachschlagewerk, schon allein durch die Fülle der darin enthaltenen Informationen, zu dem man immer wieder zurückkehren wird. Aus diesem Grund habe ich noch einige Hinweise, die dir beim systematischen Durcharbeiten des Buchs helfen können. Besorge dir auf jeden Fall Klebe-Buchzeiger und markiere für dich alle Kapitelüberschriften mit einer Farbe und gleicher Position (z. B. ganz links auf der jeweils rechten Seite). Überlege dir dann welche Themen im Buch dir besonders helfen und markiere diese mit anderen Farben. Ich habe mir auf dem Rücken des Einbands eine kleine Legende erstellt, damit ich weiß, was ich bei welchen Farben finde.

Zusätzlich solltest du beim Lesen mitschreiben – egal ob auf dem Tablet oder im Lesetagebuch. Was sind Dinge, die du vorher noch nicht kanntest? Schreib’ sie auf! Da das Buch so umfangreich ist, wirst du es vermutlich nur einmal ganz durchlesen und danach immer wieder in die verschiedenen Teile hineinblättern, um etwas nachzuschlagen. Vorausgesetzt, du weißt wo du welche Informationen findest.

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Titelbild: Rene Franz mit freundlicher Genehmigung durch den OLV-Verlag

Von Rene Franz

Seit 2016 beschäftige ich mich fast täglich mit der Permakultur. Für mich ist sie einer der ganzheitlichsten Gestaltungsansätze unserer Zeit. Deshalb schreibe ich hier über viele Lösungen mit denen uns die Permakultur dabei helfen kann, den Wandel zu gestalten. Ich bin seit 2024 Dipl. Permakultur Designer (PKA) und zertifizierter Holzer Permakultur-Praktiker (Krameterhof). Neben meiner Tätigkeit auf dem Permakulturblog gebe ich außerdem Online-Kurse zu den Themen Mischkulturplanung, Wassermanagement und Gestaltung mehrjähriger Polykulturen und biete Planungen für Gärten und kleinere landwirtschaftliche Flächen an.

5 Kommentare zu “Einen Waldgarten erschaffen – Buchrezension

  • Elias

    Ich habe das Buch auf englisch und kann es auch empfehlen. Weniger Pflegeaufwand (vor allem durch mehrjährige Gemüsepflanzen) ist für mich einer der Hauptgründe in die Richtung zu gehen (im Moment noch im kleinen Raum).
    Was ich bisher nicht gefunden habe ist ein Buch, dass die Selbstversorgung mehr im Blick hat – ich meine einen möglichst hoher Grad an Selbstversorgung inkl. Pflanzen mit viel Kohlenhydraten (z.B. Kartoffeln). Martin Crawford sagt, dass man für solche Pflanzen die Waldgarten-Idee nicht verwenden kann, sondern eine Lichtung (oder sonst irgendwo Platz) schaffen muss für ausreichend Sonnenlicht. D.h. dafür muss man wieder in einem anderen Buch schauen. Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten wie z.B. das Market Gardening Konzept, bei dem intensiv Gemüse angebaut wird (oder die Schlüsselbeete bei Permakultur). Dann gibt es Naturgärten Bücher/Websites mit Fokus auf heimische Wildpflanzen und dem schaffen von Lebensräumen, um etwas die Insektenwelt zu tun. (Und für Hühnerhaltung muss man wieder irgendwo anders schauen, wobei es interessante Möglichkeiten gibt Hühner einzusetzen – z.B. bzgl. Schnecken …)
    Ich würde mir ein Gesamtkonzept wünschen, um sich so gut es geht in unserem Klima selbst zu versorgen und dabei die besten/bewährten Konzepte zu kombinieren. Und das so, dass es nicht nur etwas für Permakultur-Profis ist.
    Gibt es so etwas evtl. bereits?

  • Rene Franz

    Hallo Elias,

    vielen Dank für deinen Kommentar und entschuldige meine verspätete Antwort – so viel zu tun. Du schreibst, du suchst nach einem Buch welches die Selbstversorgung mehr im Blick hat – allerdings habe ich das Gefühl, dass du mehrere Aspekte (Waldgarten, Selbstversorgung, evt. auch Market Gardening?) zusammenbringen willst. Das ist ein Thema, das nur ein ganzheitlicher Blick und eine sinnvolle Gestaltung schaffen kann. Kurz gesagt: Das Gesamtkonzept musst du selbst entwickeln! Empfehlen würde ich dir daher einen 72-Stunden-Permakultur-Designkurs oder eine Beratung und Planung durch einen Permakultur-Designer zu beauftragen.

    Viele Grüße
    René

  • Elias

    Danke für die Antwort. Es ging mir weniger darum Themen wie Market Gardening alle zu berücksichtigen, sondern den Fokus auf praxisnahe Selbstversorgung, wie es eben früher typisch war (aber mit Permakultur-Ideen). Ich wüsste nicht was gegen ein Buch spricht, dass nicht nur einzelne Ideen/Konzepte betrachtet, sondern sie versucht in ein Gesamtkonzept zu integrieren. Nur die Idee von Essbaren Waldgärten reicht nicht für Kalorienversorgung, wie Martin Crawford ja selbst sagt. Nur intensiver Gemüseanbau mit einjährigen Pflanzen berücksichtigt wiederum die Gemüse-Stauden (wie Guter Heinrich, …) meistens nicht, die für weniger Arbeit sorgen. Wie kann die Kombination aussehen? Wie grenze ich Gemüsebeete (z.B. Kartoffelbeet) von Waldgarten ab? Wo ist ein geeigneter Ort für Kalorienpflanzen im Gesamtsystem inkl. Waldgarten?, etc … Und die Integration von Hühner, Wilde Ecken für Biodiversität usw. Früher musste ja auch nicht jeder erst mal einen Design Kurs ablegen, um sich selbst zu versorgen. Vielleicht ist es aber heute notwendig, weil das Wissen nicht weitergegeben wurde. Ich hatte eben die Vorstellung, dass man das auch zusammenfassen kann. Vielleicht kommt ja noch etwas in die Richtung.

  • Elias

    Kleine Korrektur bzgl. Kursen: Grundsätzlich habe ich nichts gegen Kurse. Wenn z.B. dass was ich angesprochen habe nicht als Buch sondern in Form eines Kurses vermittelt würde, wäre das genauso gut. Ich habe schon ein paar Kurse (kein PDC) abgelegt, aber es waren auch dort immer eher einzelne Themen, anstatt ein zusammenhängendes Gesamtkonzept für die Praxis.

  • Rene Franz

    Hallo Elias,

    wie bereits gesagt – ein Buch wird dich nicht das lehren was du suchst. Wenn du denkst, dass du alles aus Büchern lernen kannst, bist du auf dem Holzweg. Selbstversorgungen sind, wie du richtig sagst, früher durch Überlieferung, Vererbung und Trial & Error entstanden. Wenn man heute von 0 auf ein Selbstversorgungssystem anfangen möchte, kommt man um ein Design nicht drum herum, zumindest wenn man nicht nur einen Gemüsegarten anlegt.

    Meine Empfehlung ist: Buche den 72-Stunden-Designkurs bei Geoff Lawton und hol dir dazu das Handbuch der Permakultur-Gestaltung. Nehm dann dein Projekt als Planungsgegenstand und schau was dabei herauskommt.

    Viele Grüße
    René

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