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Dragon Dreaming: Wie du mit der Methode Gruppen organisierst

Dragon Dreaming hilft dir dabei in Gruppen zu arbeiten. Denn mit Dragon Dreaming kannst du die Potentiale der Gruppe optimal nutzen. Das geht im Verein, in einer WG oder in einer Kommune. Aber auch im Permakultur– Gemeinschaftsgarten kannst du die Methode für die Jahresplanung nutzen. In diesem Beitrag möchte ich dir vermitteln, wie du die Methode konkret anwenden kannst. Dabei gehe ich darauf ein was es zu beachten gibt und wie du die Methode in deinem Projekt nutzen kannst. Viel Spaß beim Lesen!

Dragon Dreaming: Übersicht

Hier noch ein paar Basics: Das Dragon Dreaming wurde von John Croft entwickelt. Er hat einige Zeit bei den Aborigines in Australien verbracht und dort beobachtet wie sich die Menschen in der Gruppe organisieren. Aus seinen Beobachtungen hat er die Methode entwickelt. Deshalb sind einige Begriffe im wie “Pinakarri” oder “Karrabirdt” bewusst in Aboriginaler Sprache belassen. Was die Begriffe bedeuten erkläre ich dir später.

Noch eine kurze Anmerkung zum Begriff des Drachen: Die Aborigines haben in ihren Schöpfungs-Geschichten die Regenbogen-Schlange. Diese hat die Welt geschaffen. In westlichen Geschichten werden Schlangen oft in Form von Drachen dargestellt. Ich denke, dass John Croft die Regenbogen-Schlange auf diese Weise ins westliche Denken bringen wollte. Für dich ist wichtig zu wissen, dass die Schlange ein Symbol für das unbewusste ist aus dem Träume hervorgehen.

Dragon Dreaming ist bewusst so gestaltet, dass sie möglichst viel Beteiligung ermöglicht. Deswegen werden alle Beteiligten mit ins Boot geholt und am Prozess beteiligt. Das ermöglicht einen von allen gestalteten Prozess und schafft eine große Motivation für die Ziele. Aus meiner eigenen Arbeit mit Dragon Dreaming kann ich bestätigen, dass die Umsetzung mit der Gruppe gut funktioniert. Dies kommt aus meiner Sicht aus der aktiven Beteiligung jedes Einzelnen im Prozess: Jeder steht hinter dem Ergebnis. Für mich ist das einer der größten Vorteile der Methode.

Die Projektphasen im Dragon Dreaming

Die vier Phasen im Dragon Dreaming. Bild: René Franz

Im Dragon Dreaming gibt es vier Projektphasen:

  1. Träumen
  2. Planen
  3. Handeln
  4. Feiern

Ganz wichtig: Jeder der vier Projektphasen werden die gleichen Ressourcen zugeordnet. Deshalb planen wir sowohl für’s Träumen als auch für’s Handeln die gleiche Zeit und auch das gleiche Geldbudget ein. In Einzelfällen kann man natürlich davon abweichen, vor allem wenn große Baumaßnahmen geplant und durchgeführt werden. Es geht aber darum keine der Phasen abzuwerten. Deswegen solltest du sie immer als gleichwertig betrachten. Denn nur aus vielfältigen Träumen geht eine gute Planung hervor. Nur aus einer guten Planung geht erfolgreiches Handeln hervor. Und nur wenn wir erfolgreiche Ergebnisse erzielt haben können wir diese auch feiern. Alle Schritte im Dragon Dreaming hängen also miteinander zusammen!

Phase 1: Träumen

Traditionell findet der Traumkreis um ein Lagerfeuer statt. Bild: Mike Erskine auf Unsplash

In dieser Phase des Dragon Dreaming geht es darum die Träume der Beteiligten aus dem Unbewussten hervorzuholen. Alle die an dem Projekt beteiligt sind, haben bewusste und unterbewusste Gründe dabei zu sein. Beim Träumen geht es darum beide Gründe aufzuschreiben und damit sichtbar und konkret zu machen.

In der Regel passiert das in zwei Schritten:

  1. Pinakarri: Bewusstes Zuhören in Zweier-Gruppen
  2. Traumkreis: Reihum gehen und Träume aufschreiben
Pinakarri (= Tiefes Zuhören)

Bei dieser Dragon Dreaming-Methode geht es darum, in Zweier-Gruppen die Basis für das Träumen zu ebnen. Eine Person fängt an und schenkt der anderen Person die volle Aufmerksamkeit. Ohne Unterbrechungen erzählt die andere Person warum sie beim Projekt dabei ist und sich beteiligen möchte. Dann ist die andere Person dran. Für Prozess-Begleiter ist noch die Frage spannend: “Warum bist du wirklich hier?”. Wenn du also den Eindruck hast, dass die Menschen zu sehr aus dem Kopf heraus sprechen kannst du sie mit dieser Frage dazu einladen mehr aus dem Bauch zu reden.

Traumkreis

Beim Traumkreis setzen sich die Menschen dann in einen Kreis zusammen und träumen solange bis ihnen nichts mehr einfällt. Eine Frage, die das Träumerische anregt ist dabei hilfreich und wird auch “generative Frage” genannt. Sie wird in der fernen Zukunft formuliert und könnte etwa so aussehen: “Wie muss unser Gartenjahr gewesen sein, damit ich mich erfüllt und erfolgreich fühle?”. Zu dieser Frage wird dann reihum geträumt und jeder Traum wird aufgeschrieben. Dabei schreibt immer die Person die im Uhrzeigersinn links neben dir sitzt. Im Sinne des bewussten Zuhörens fragt die Person die schreibt den Träumenden bevor sie schreibt nochmal ob sie alles richtig verstanden hat und wiederholt die Frage, wenn nötig.

Der Traumkreis endet erst, wenn alle Träume zu Ende geträumt wurden. Deshalb sollte für den Traumkreis auch genug Zeit eingeplant und wenn nötig, die Gruppen aufgeteilt werden. In einem solchen Fall solltest du dafür sorgen, dass die Träume später alle zusammengetragen werden und alles lesbar ist.

Phase 2: Planen

In dieser Phase des Dragon Dreaming definiert ihr aus den Träumen Ziele für das Projekt. Es ist vollkommen klar, dass nicht jeder Traum ein eigenes Ziel sein kann. Deshalb clustert ihr die Träume untereinander und fasst sie zusammen. Konkret könnt ihr das machen indem ihr alle Träume auf jeweils eine Karte oder einen Zettel schreibt und sie durch die Anzahl der Personen teilt. Dann bekommt jede Person die gleiche Anzahl an Traum-Zetteln und versucht, diese zu einer Art Überschrift oder Ziel zusammenzufassen. Die Ziele sollten dabei schon möglichst konkret sein.

Da die Verteilung der Traum-Karten dem Zufall überlassen ist, ordnet ihr nicht alle Träume direkt einem Ziel zu. Das ist nicht schlimm und kann im Plenum behoben werden. Im nächsten Schritt bespricht man sich also mit allen im Plenum und stellt seine Ziele oder Kategorien vor. Die Träume die nirgends gepasst haben nennt man auch und legt sie beiseite. Dann geht man im Plenum reihum bis alle ihre Kategorien vorgestellt haben. Im letzten Schritt ordnet man dann gemeinsam alle Träume den bestehenden Zielen zu oder erstellt neue.

Ziele ordnen und priorisieren

Nun müssen noch die Ziele geclustert werden. Hierfür schafft man am besten eine Tabelle an einer Wand oder einer großen Tafel. Mit Klebezetteln kann man die Überschriften der Kategorien nach ganz oben kleben. Diese Überschriften bleiben vorerst leer, werden aber im nächsten Schritt entwickelt. Je nach Gruppengrößte teilt man die Gruppen in zwei bis drei Personen ein und gibt ihr 1-3 Spalten zum Bearbeiten. Wie im vorherigen Schritt auch, versucht jede Kleingruppe Überschriften für die Ziele zu finden, die vorher entwickelt wurden.

Ein Beispiel für eine Überschriften-Karte. Bild: René Franz

Unter jeder Überschrift werden dann die passenden Ziele gruppiert und geordnet, bis alle mit der Aufteilung einverstanden sind. Jetzt muss nur noch priorisiert werden. Sprich: Wir müssen entscheiden, welches Projekt zuerst verfolgt werden soll, welches als zweites usw. Hierfür bekommt jeder Teilnehmer zwei bis drei Klebepunkte, die auf die Ziele geklebt werden können. Das Ziel mit den meisten Klebepunkten hat die höchste Priorität und dann geht es in absteigender Reihenfolge weiter. Natürlich können unter Umständen auch mehrere Projekte gleichzeitig verfolgt werden.

Phase 3: Handeln

In dieser Phase geht es ans Eingemachte. Wenn du mit deiner Gruppe alle Ziele und Prioritäten definiert hast, könnt ihr mit der Umsetzung loslegen. An dieser Stelle gibt es recht wenig Allgemeines zu sagen, da die Umsetzungsmöglichkeiten immens groß und vor allem die Themen unterschiedlich sind. Was du aber noch beachten solltest ist, dass es nicht nur um die Umsetzung geht, sondern auch um Management und Monitoring.

Vereinbart in dieser Phase des Dragon Dreaming also, wer Projektkoordinator für welches Ziel ist und wer die Erfüllung der Ziele und den Projektfortschritt im Auge behält. Gegebenenfalls müsst ihr dann nämlich nachsteuern, damit euer Projektziel auch erfüllt wird. Vor allem bei größeren Projekten die pflegeintensiv sind solltest du außerdem bedenken, dass auch Erhaltung eine Rolle spielt. Euer Gemüsegarten will zum Beispiel gepflegt werden, euer Wohnhaus muss instand gehalten werden usw. Plane diese Erhaltungstätigkeiten also auch mit ein.

Phase 4: Feiern

Das Feiern ist beim Dragon Dreaming integraler Bestandteil des Prozesses. Du solltest sie auf gar keinen Fall vernachlässigen, da ihr euch in dieser Phase belohnen und entspannen könnt. Aus der Anspannung heraus könnt ihr in eurer Gruppe keine neuen Träume generieren – deshalb ist diese Phase auch so wichtig. Was für euch als Feier angemessen ist entscheidet ihr letztendlich selbst. Es sollte nur nicht eine einzige Party für ein Projekt sein, das ihr über mehrere Monate hinweg abgeschlossen habt. Nehmt euch wirklich die Zeit eine Woche des Feierns auszurichten mit verschiedenen Formaten. Ausstellungen, Konzerte, gemeinsames Kochen, ins Kino gehen usw. Alles was euch bei der Entspannung und dem Gemeinschaftssinn hilft sollte in dieser Phase auch Platz finden.

Dragon Dreaming Projektplan

Dragon Dreaming Karrabirdt-Projektplan. Bild: Fabiana Mitsue, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Da die Methode aus vier Projektphasen besteht, müssen wir die Ergebnisse dokumentieren. Deshalb hat sich John Croft einen Projektplan überlegt, den er “Karrabirdt” nennt. Das Wort kommt aus der Sprache der Aborigines und bedeutet Spinnennetz. Tatsächlich ähnelt so ein Plan einem Spinnennetz und ist deshalb ein wenig anders als ein klassischer Projektplan. Die verbundenen Linien zeigen an, wie jedes einzelne Ergebnis mit den fertigen Zielen zusammenhängt.

Beispiel Wohnprojekt

An dieser Stelle will ich noch ein kleines Beispiel teilen, bei dem ich die Methode Dragon Dreaming konkret mit anderen angewandt habe. Auf dem Humus-Festival 2018 habe ich ein Paar mit Kind kennengelernt und mich mit ihnen unterhalten. Uns ist relativ bald klar geworden, dass wir uns gut verstehen und den Wunsch haben in einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt zu leben. Letztes Jahr haben wir uns dann auf den Weg gemacht das konkret zu gestalten und ich habe die Methode Dragon Dreaming vorgeschlagen. Wir haben uns also zu dritt zum Träumen getroffen, und unsere Träume dann immer mehr zu Zielen kondensiert. Daraus ist auch eine gemeinsame Vision entstanden, die wir auf mehreren Wohnprojekt-Portalen ausgeschrieben haben. Mittlerweile melden sich regelmäßig Menschen bei uns, die Interesse haben mitzumachen und wir führen regelmäßige Kennenlernabende (via Zoom) durch und diskutieren über Methoden wie Soziokratie oder auch Dragon Dreaming.

Uns hat das Dragon Dreaming sehr geholfen einen Projektplan zu erstellen und unser Projekt gemeinsam voran zu bringen. Wir kombinieren Dragon Dreaming außerdem mit der Organisations- und Entscheidungsmethode Soziokratie, weil das im Dragon Dreaming ein bisschen außen vor gelassen wird. Bisher fühlt sich unser Prozess sehr lebendig und aktiv an, wir haben kaum zähe Telefonate oder ähnliches. Die Stimmung ist eher energetisiert und von einem Gefühl des Vorankommens geprägt. Wenn unser Projekt noch mehr Form annimmt, berichte ich hier nochmal in einem längeren Beitrag über die Ergebnisse.

Fazit zum Dragon Dreaming

Für mich ist das Dragon Dreaming eine tolle Methode mit der wir die Kräfte und Potentiale der Gruppe anzapfen und gemeinsam nutzen können. Ich habe sie bereits in vielen Kontexten angewandt, zum Beispiel in meinem Wohnprojekt oder auch auf den Humus-Festivals. Immer waren die Traumkreise dabei für uns eine besondere Erfahrung in der wir unsere unbewussten Wünsche und Träume ausgedrückt haben. Auch wenn dir die Methode vielleicht zu Beginn etwas komplex vorkommen mag, lohnt es sich aus meiner Sicht definitv dich einzuarbeiten, wenn du häufiger in Gruppenkontexten arbeitest. Im Ökodorf Sieben Linden findest du auch immer wieder recht preiswerte Seminare zur Methode. In den Quellen findest du auch noch zwei recht ausführliche PDF-Dateien, die dir bei der Gestaltung mit Dragon Dreaming helfen können.

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Quellen

  1. Dragon Dreaming Handbuch von Ilona Koglin
  2. Workshop Handbuch vom Dragon Dreaming Institut
Titelbild Flávia Vivacqua e outros, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Von Rene Franz

Seit 2016 beschäftige ich mich fast täglich mit der Permakultur. Für mich ist sie einer der ganzheitlichsten Gestaltungsansätze unserer Zeit. Deshalb schreibe ich hier über viele Lösungen mit denen uns die Permakultur dabei helfen kann, den Wandel zu gestalten. Ich bin seit 2024 Dipl. Permakultur Designer (PKA) und zertifizierter Holzer Permakultur-Praktiker (Krameterhof). Neben meiner Tätigkeit auf dem Permakulturblog gebe ich außerdem Online-Kurse zu den Themen Mischkulturplanung, Wassermanagement und Gestaltung mehrjähriger Polykulturen und biete Planungen für Gärten und kleinere landwirtschaftliche Flächen an.

Ein Kommentar zu “Dragon Dreaming: Wie du mit der Methode Gruppen organisierst

  • Ilona

    Es gibt jetzt übrigens auch ein »Dragon Dreaming Playbook«, das im Vahlen Verlag erschienen ist. Auf knapp 300 Seiten beschreibt es detalliert die Methoden und Hintergründe und liefert viele Praxisbeispiele aus der ganzen Welt. Auf der Website zum Buch findet ihr auch alle möglichen Tipps, Anleitungen und Printables zum Herunterladen: https://dragon-dreaming-playbook.net/

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