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Auf Gute Nachbarschaft – Rezension

In dieser Rezension möchte ich dir das Buch “Auf Gute Nachbarschaft” von Natalie Faßmann näher bringen und aufzeigen, ob es für deinen Mischkulturgarten gut geeignet ist. Grundsätzlich sind Mischkulturen ja ein sehr spannendes Thema im eigenen Garten, bieten diese doch einen möglichen Mehrertrag bei potentiell geringerem Schädlingsaufkommen.

Mittlerweile gibt es aber einige Bücher zu diesem Thema, die von ihrem Fokus und ihren Herangehensweisen recht unterschiedlich sind. Auch dieses Buch hat einen speziellen Fokus, auf den ich auch genauer eingehen werde.

Auf Gute Nachbarschaft – Die Hard Facts

Auf Gute Nachbarschaft – Die Zielsetzung des Buchs

Das Buch soll zumindest dem Vorwort zufolge die Geheimnisse hinter den Mischkulturen entschlüsseln. Das ist im Buch auch Programm. Natalie Faßmanns Erfahrung und theoretisches Hintergrundwissen scheint immer wieder hindurch wenn sie dem Lesenden die Wirkungsweisen von Mischkulturen erklärt. Fast schon mit wissenschaftlichem Anspruch erklärt Faßmann beispielhaft einige Chemikalen und Wirkungsmechanismen von bekannten und weniger bekannten Freunden und Feinden der Pflanzenwelt.

Der Inhalt

Das Buch ist in insgesamt 9 große Kapitel gegliedert und mit einem gut durchschaubaren Inhaltsverzeichnis ausgestattet:

Auf gute Nachbarschaft!

Zwiebel und Möhre in Mischkultur. Bold: manfred.sause@volloeko.de | CC BY SA 3.0 / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons 

In diesem Kapitel erklärt Faßmann einige grundlegende Themen der Mischkultur. Wie passen Pflanzen als Pflanzenpartner zusammen? Woher kommen überlieferte Pflanzenpartner? Außerdem geht sie auf das Thema Nährstoffe und Nährstoffkonkurenz ein und erklärt einige grundlegende Wirkungsmechanismen von Mischkulturen. Darunter sind zum Beispiel die Duftverwirrung, oder Wachstumsförderung durch Saponine.

Partnerschaften im Beet

Hier geht es schon mehr ins Detail. Mit vielen guten Listen und bekannten Mischkultur-Anbauanleitungen zeigt die Autorin auf, wie der Anbau konkret geht. Die Listen sind für mich persönlich von unschätzbarem Wert, machen diese das Buch doch zu einem sinnvollen Nachschlagewerk, das ich dauerhaft in meinem Regal haben will. Für die eigene Mischkultur-Gartenplanung sind die Listen also sehr sinnvoll, da ich hier auf einen Blick nachschlagen kann welche Pflanzen gut zusammenpassen.

Das ABC im Gemüsegarten

In diesem Kapitel geht Faßmann auf das Reihenmischkultursystem ein, das von Gertrud Franck ab den 1930er Jahren entwickelt wurde. In diesem Blogbeitrag gehe ich genauer darauf ein. Für neugierige: Die Reihenmischkultur teilt die Kulturreihen in ein ABC-Schema ein, das Fruchtfolge, Kulturabstände und Pflanzenauswahl aus meiner Sicht sehr optimal einstellt. Nach meiner Einschätzung ist es also das beste System für Einsteiger, da man damit nur wenig falsch machen kann.

Besondere Mischkulturbeete

In diesem Abschnitt geht Faßmann auf gut erprobte Mischkulturbeete ein. Dazu gehört zum Beispiel das Milpa-Beet, auch drei Schwestern genannt und besteht aus Bohne, Mais und Kürbis. Wie solche besonderen Mischkulturen angebaut werden erfährst du in diesem Kapitel.

Blumige Freundschaften

Ringelblume und Tomate.
Ruth Hartnup auf Flickr: https://www.flickr.com/photos/ruthanddave/5978880742/
CC BY SA 2.0 / https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/

Kräuter und Blumen können in der Mischkultur zwar fehlen, allerdings wäre das schade denn sie lassen sich gut integrieren. Nicht zuletzt erhöhen sie auch die Vielfalt und die Schönheit in unseren Gärten. Natalie Faßmann geht in diesem Kapitel auf die verschiedenen Kräuter und deren Ansprüche ein und zeigt auf wie diese am besten miteinander aber auch mit gängigen Gemüsesorten integriert werden.

Jetzt sind Sie dran: eigene Mischungen

Dies ist vermutlich die Königsdisziplin im Mischkulturgarten: sich von den etablierten Zusammenstellungen wegbwegen und neue Pfade einschlagen. Eigene Mischkulturen zu Gestalten benötigt einerseits ein fundiertes Grundlagenwissen, aber vor allem Beobachtungsgabe. Erfahrung ist aus meiner Sicht nicht so wichtig, da es in erster Linie darum geht sinnvolle Kombinationen auf dem Papier zu planen und dann in der Realität zu schauen was passiert und vor allem: funktioniert. Faßmann gibt hierzu einige wertvolle Tipps – zu Pflanzabständen, Nährstoffbedarf und mehr.

Allelopathie bis zur Gegenwart

Positive Allelopathie: Klee stellt Stickstoff zur Verfügung, den der Schnittlauch verwerten kann.
Bild:
Permacultured auf Flickr: https://flic.kr/p/8Q73RZ
CC BY SA 2.0 / https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/

In diesem, meiner Ansicht nach etwas kurz geratenen, Abschnitt zeigt Faßmann die Geschichte der Allelopathie auf. In meinen eigenen Recherchen bei der Entwicklung eines Videokurses zur Mischkultur bin ich selber auf wesentlich mehr Informationen gestoßen. Das Buch hätte an dieser Stelle noch ein paar mehr Seiten vertragen können, schließlich ist die Seitenzahl nicht allzu groß.

Was sagt die Wissenschaft?

Auch wenn dieses Kapitel in meinen Augen genau wie das vorherige etwas zu kurz gekommen ist, finden sich hier dennoch viele wertvolle Ergebnisse. Ich persönlich konnte aus diesem Kapitel zwar nicht viel ziehen, allerdings habe ich einige sinnvolle Aspekte der wissenschaftlichen Untersuchung gefunden von denen ich meine eigenen Recherchen ausdehnen konnte. Konkret geht Faßmann auf einige Untersuchungsergebnisse von allelopathisch wirkenden Stoffen (Allelochemikalien) ein und zeigt auf was die Wissenschaft über das Suchverhalten von Schädlingen weiß.

Auf Gute Nachbarschaft – Für wen das Buch gedacht ist

Auf Gute Nachbarschaft ist ja eins von vielen Mischkultur-Büchern, die im deutschsprachigen Raum erschienen sind. Aus meiner Sicht können wir uns ob einer so großen Vielfalt wirklich glücklich schätzen. Allerdings macht die Vielfalt die Entscheidung, für welches Buch man sich entscheidet am Ende dann doch schwer.

Nach meiner eigenen Recherche lässt sich die deutschsprachige Mischkulturlandschaft in zwei Schulen unterteilen – die Reihenmischkultur und die Beetmischkultur. Das vorliegende Buch geht zwar auch auf die Reihenmischkultur ein, nämlich im Kapitel “Das ABC im Gemüsegarten.” Es ist aber keinesfalls ein Ersatz für das im Oekom Verlag erschienene “Gesunder Garten durch Mischkultur”, in dem das Reihensystem en Detail beschrieben wird. Auf die Beetmischkultur nach Schwester Christa Weinrich und Margarete Langerhorst geht das Buch dagegen überhaupt nicht ein.

Ich halte es deshalb eher als Ergänzungswerk, denn als Einsteigerlektüre. Wer sich schon für Reihen- oder Beetmischkultur entschieden hat, der kann dieses Buch noch zusätzlich für sich nutzen um weitere Informationen zu den ganzen Hintergründen von Mischkulturen zu bekommen. Hier steckt viel biologisches und ökologisches Wissen drin, das sehr dabei helfen kann Probleme im eigenen Garten zu identifizieren oder eigene Mischkulturen zu planen.

Auf Gute Nachbarschaft – Aufmachung und Qualität des Buchs

Wie für den Pala-Verlag üblich ist das Buch gebunden und hochwertig, aber schlicht. Das Cover ist von Hand illustriert, der Inhalt aber vollständig schwarz-weiß. Gedruckt wurde laut Verlag auf 100% Recyclingpapier. Dadurch, dass der Informationsgehalt und die Wissensvermittlung im Buch im Vordergrund stehen, finde ich den schwarz-weiß-Fokus in Ordnung. Andere Mischkultur-Bücher sind hier wesentlich ausladender mit der Druckertinte und kommen edler daher – inspirierend damit vielleicht auch eher dazu einen Mischkulturgarten anzulegen.

An der Haltbarkeit kann man an diesem Buch aber definitiv nichts aussetzen. Gedruckt wurde in Deutschland, was den vergleichsweise hohen Preis für ein schwarz-weiß-Buch durchaus rechtfertigt – zusätzlich zur gebundenen Ausgabe. Trotzdem hätte man das Buch in seiner Zielsetzung durchaus noch etwas weiterdenken und noch 50-100 Seiten hinzufügen können, vor allem im Teil zu den Allelopathien und zu den wissenschaftlichen Ergebnissen. Das würde seine Position als eigenständiges Nachschlagewerk im Bereich der Mischkulturbücher noch etwas stärken.

Was ich persönlich aus dem Buch mitnehme

Wie schon an manchen Stellen ein bisschen durchgeschienen ist, bin ich vom Informationsgehalt des Buchs durchaus beeindruckt. Dadurch, dass Faßmann viel Wissen aus anderen Quellen zusammenträgt und den Fokus nicht so sehr auf ihre eigenen Erfahrungen legt, haben wir es mit einer wirklich guten Wissenssammlung zu tun. Für die nächste Auflage wäre meine Empfehlung noch einige der Themen von Margarete Langerhorst und Schwester Christa Weinrich mit einzubeziehen – dann könnte es durchaus auch als Überblickswerk für Einsteiger durchgehen, das zum Weiterdenken animiert und Orientierung bietet.

Für mich persönlich waren vor allem die vielen Listen und Tabellen zu bekannten Mischkulturen sowie Faßmanns eigene Annahmen zur potentiellen Wirkungsweise der Partnerschaft sowie das ganze Rundumwissen um die Mischkulturen sehr hilfreich. Es vertieft die gärtnerische Methodik, die vor allem Gertrud Franck geprägt hat einfach ungemein und bringt eine Tiefe, die man in anderen Büchern vermisst. Bei der Erstellung meines Videokurses zum Thema Mischkulturen und Fruchtfolgen hat es mir daher (auch als Recherchestarter) ungemein geholfen.

Auf Gute Nachbarschaft – Mein Fazit

Auf Gute Nachbarschaft ist definitiv ein sehr wertvolles Mischkulturbuch. Ich würde es allerdings nicht uneingeschränkt für Einsteiger empfehlen. Allerdings – wenn ich es mir recht überlege – hat jedes Mischkulturbuch in Deutschland seinen eigenen Fokus und was es aus meiner Sicht wirklich bräuchte ist ein Werk, das die ganzen Techniken und Methoden übersichtlich und neutral darstellt. Jeder Gärtner und jede Gärtnerin muss schließlich selbst für sich entscheiden, welche Technik die beste ist. Wenn ich mich dann aber entschieden habe, hilft Auf Gute Nachbarschaft aber ungemein, ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise von Mischkulturen zu bekommen. Für fortgeschrittene Mischkultur Gärtner*innen also eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

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Von Rene Franz

Seit 2016 beschäftige ich mich fast täglich mit der Permakultur. Für mich ist sie einer der ganzheitlichsten Gestaltungsansätze unserer Zeit. Deshalb schreibe ich hier über viele Lösungen mit denen uns die Permakultur dabei helfen kann, den Wandel zu gestalten. Ich bin seit 2024 Dipl. Permakultur Designer (PKA) und zertifizierter Holzer Permakultur-Praktiker (Krameterhof). Neben meiner Tätigkeit auf dem Permakulturblog gebe ich außerdem Online-Kurse zu den Themen Mischkulturplanung, Wassermanagement und Gestaltung mehrjähriger Polykulturen und biete Planungen für Gärten und kleinere landwirtschaftliche Flächen an.

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